Samstag, 2. August 2008

Der große Abend - Tunesien Teil 3


TR - Genug der Touristenmassen in Sidi Bou Said. Zum Abendessen wollen wir wieder „unter uns“ sein, folgen dem einheimischen Tipp nach La Goulette zu fahren. Der Zug bringt uns in den kleinen Vorort, die Ausgehmeile der Hauptstädter. Wow, da kann sich Barcelona mal eine Scheibe abschneiden! Ein Straßenrestaurant folgt dem nächsten, überall wird frischer Fisch zu Spottpreisen angeboten. Nach verschiedenen tunesischen Amuse-Guelles und einer gegrillten Dorade genieße ich noch die beste Schoko-Crepe meines Lebens. Zum Verdauen trinken wir in einem riesigen Straßencafé von den Ausmaßen eines Biergartens frischen Minztee und bestellen eine Wasserpfeife mit Apfelgeschmack. Aromatisierter Tabak ist hier der Renner. Es ist schon drei Uhr nachts, doch ausser uns scheint hier noch niemand aufzubrechen.

In der nächsten Nacht wird weiter gefeiert. Es folgt Teil 3 der Hochzeit: die Zusammenführung von Frauen und Männern.
Der hupende Autokorso wird angeführt von einem schwarzen Amischlitten mit dem Brautpaar. Ein Traum von einer Braut steigt aus und auch Hedi ist kaum wieder zu erkennen. Die letzten Abende war Hedi, ganz nach Tradition, unrasiert mit struppigen Haaren und in Jeans und T-shirt aufgetaucht. Heute dann – welch Kontrast! So schick und elegant, frisch vom Frisör und die Haut sanft gepflegt aus dem Hammam. Die Brautleute werden unter Trommeln, Fahnen und Wunderkerzen in den gigantischen Hochzeitssaal mit mehreren hundert Plätzen geleitet.

Was ist das wichtigste bei einer Hochzeit in Deutschland? Ein meist opulentes Essen ergänzt durch einen edlen Tropfen. Und in Tunesien? Tanz und Musik. Je lauter desto besser. Gegessen wird daheim. Vor der Feier. Deshalb startet die Fest auch erst um halb elf nachts. Dann aber richtig. Ohne lange Aufwärmphase geht es los. Begleitet von moderner arabischer Musik stürmen die Gäste die Tanzfläche. Ich entdecke das Geheimnis der Bewegungen des Bauchtanzes: Es ist wie bei den Kubanern mit Salsa: Schon die kleinsten Kinder bewegen hier ihre Hüften, wovon unsereins nur träumen kann! Alle singen, klatschen und tanzen. Ohne Unterbrechung. Ohne Hemmungen. - Ohne Alkohol.


Eigentlich wollten wir uns in guter Barcelona-Tradition am Strand ausschlafen. Doch leider hatten wir die Badetücher ja als Bettlaken umfunktionieren müssen und die am Strand vermieten Liegestühle waren mehr Stühle als Liege. In einem langen Strandspaziergang lernen wir nun die Küste kennen (die nicht mit Barcelona konkurrieren kann) sowie die Luxus-Hotels. Uns fällt ein Stein vom Herzen. Sind wir froh, dass wir hier nichts gebucht haben! Unser Wohnheim war die bessere Wahl: Die persöhnliche Atmosphäre, die gute Lage mitten in Tunis mit Tramhaltestelle und Café für unser Frühstück gleich ums Eck lassen uns mit dem fehlenden Wohlstand versöhnen. Und nicht zu vergessen, der unschlagbare Preis: 65 Euro insgesamt für 6 Nächte! Für das Zimmer, versteht sich, incl. Küchenbenutzung und Flughafentransfer!