Freitag, 30. April 2010

Rosen und Bücher

Barcelonas Strassen quellen über von Menschen, Büchern und Rosen. Wir datieren den 23 April. In Katalonien wird die Diada de Sant Jordi gefeiert, der Festtag zu Ehren des am 23. April des Jahres 303 verstorbenen Sant Jordi, des heiligen Georgs. Als Schutzpatron verschiedener Nationen wie England und Portugal ist der frühchristliche Märtyrer aus Kappadokien auch der Schutzpatron von Katalonien.

Doch was hat Sant Jordi mit Rosen und Büchern zu tun? Der Legende nach wurde das Königreich wurde von einem abscheulichen und hungrigen Drachen bedroht und konnte nur besänftigt werden, indem man ihm täglich ein Tier und einmal jährlich eine junge Frau opferte. Als das Los auf die Prinzessin fiel, bot der König unsagbaren Reichtum für denjenigen, der seine Tochter an Stelle der Prinzessin opferte. Doch niemand erklärte sich bereit, da jede Familie bereits Verluste ertragen musste. Als die schöne Prinzessin schon im Schlund des Drachens lag, kam Sant Jordi vorbei geritten und rammte sein Schwert mitten ins Herz des Drachens. Aus dem Drachenblut entsprang eine Rose, die der Drachentöter seiner geretteten Prinzessin schenkte.

Hieraus entwickelte sich das Ritual, Rosen zu schenken. In Anlehnung an das Buch, in dem diese Legende aufgeschrieben wurde, erweiterte man das Geschenkrepertoire um Bücher.

Traditionell schenkt der Mann der Frau eine Rose und die Frau dem Mann ein Buch. Die Rose wird verziert mit einem rot-gelb-gestreiften Band, der katalanischen Fahne.

An Balkonen und Geländern flattert die Unabhängigkeitsfahne. Katalanischer Nationalstolz und katalanischer Nationalismus und Separatismus geben sich die Hand. Die grossen katalanischen Parteien aber auch private Organisationen, die für ein freies, von Madrid unabhängiges Katalonien kämpfen, nutzen den Tag als Präsentationsplattform.

Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass katalanische Autoren und Bücher zur katalanischen Geschichte und Sprache den Büchermarkt dominieren.

Dennoch, es gibt auch Ausnahmen, wie dieser Stand mit Literatur ausschliesslich in deutscher Sprache:

Oder dieser Stand, der eine kleine Auswahl der Vielzahl der Sprachen aufzeigt, in denen der Kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry veröffentlicht wurde. Sogar regionale Dialekte wie Bärndütsch (Der Chly Prinz) oder Piemontesisch (El cit prinsi) sind vertreten:

In Anlehnung an die katalanische Tradition erklärte die Unesco 1996 den 23. April zum Welttag des Buches. An diesem einen Tag erzielen die katalanischen Herausgeber 8% ihres Jahresumsatzes. Um ihren Verkauf zu fördern, gibt es mancherorts Rabatte und Autogramme der Autoren.

Um Kunden anzulocken erweitern auch die Rosenverkäufer ihr Portfolio um haltbare Rosen, kunsthandwerklich gefertigt aus Papier, Stoff oder Emaille. So ist für jeden etwas dabei!