Samstag, 29. August 2009

Fiesta!!! Festa Major de Gràcia

TR - Barcelona steht Kopf. Jedes Jahr in der Woche nach dem 15. August herrscht Tag und Nacht Ausnahmezustand im Stadtteil Gràcia. Man feiert eines der ältesten und traditionellsten Stadtteilfeste Kataloniens, dessen Ursprünge bereits auf das Jahr 1817 zurückgehen.

Als angemessenen Hintergrund für die unzähligen Umzüge, Konzerte, Aufführungen und Aktivitäten für alle Altersgruppen werden die Strassen von den Anwohner liebevoll geschmückt.
Neunzehn fantasievoll gestaltete Gassen nahmen dieses Jahr am großen Wettbewerb teil. Monatelang bastelten Jung und Alt Figuren und Ornamente, um die heiß begehrte Prämierung zu ergattern.
Die Stadt subventionierte die Dekorationen mit 330.000 Euro. Welch geringer Betrag, vergleicht man es mit den Unsummen, die bei den Fallas in Valencia in die Luft gejagt werden!


Es ist ein Fest von den Anwohnern für die Anwohner. Kein Wunder also, dass man sich in den kleinen Gassen zum gemeinsamen Abendessen an riesigen langen Tischen zur großen Butifarrada oder Paellada trifft. Für die Naschkatzen wird eine Xocolatada angeboten!

Erstmalig gab es in diesem Jahr eine Lärmkontrolle, um die Belästigung für die Anwohner zumindest etwas zu reduzieren. Auch sollten die letzten Konzerte (zumindest unter der Woche) um 2 Uhr nachts beendet werden. Für den, der hier wohnt gibt es in dieser Woche nur eine Alternative: Urlaub nehmen und mitfeiern oder flüchten.

Wir ließen uns das Spektakel natürlich nicht entgehen. Am Samstag Abend gestärkt durch ein leckeres Essen bei Freunden, schlenderten wir gemeinsam durch die Gassen, begleiteten Boney M. & Co. mit Gesang und Tanz und legten zu später Stunde noch ein paar Salsa-Drehungen aufs Parkett – oder eher: in den Sand.

Drei Tage danach zogen wir wieder durch die dekorierten Gassen zum Konzert der kolumbianischen Band Buritaka. Einfach genial. Ich hatte das Gefühl, als sei ich mitten in Cartagena oder Bogotá, eine gigantische Stimmung, kolumbianischer Cumbia mit Afroelementen, jede Menge Latinos um uns herum und eine tropische Hitze! Viva Colombia! Visca Barcelona!

Donnerstag, 20. August 2009

Heidi und Alm-Öhi lassen grüssen


TR - Habt ihr schon einmal so richtig echtes Jodeln gehört? Nein? Wir bis vor kurzem auch nicht! Was jahrelanges Wohnen in Alpennähe nicht vollbracht hat, konnten wir nun mitten in Barcelona nachholen! Die Oesch Die Dritten sind Originale. Seit drei Generationen eine professionelle Jodler-Familie! Ja, so etwas gibt es tatsächlich! Und wir hatten die Ehre dies gemeinsam mit Kollegen live zu erleben. Wo? Bei der Feier des Schweizer Nationalfeiertags organisiert von der Schweizer Botschaft! Ihr fragt Euch, wie sich das anhört? Dann klickt mal auf das Video.






Und wer noch nicht genug hat, und es gar selbst lernen will, dem sei der folgende Kurs ans Herz gelegt :-)

In diesem Sinne Hodl-o-uu-dii. Ho-dl-la-dii--jo-dl-la-dii----jo !!!

Sonntag, 16. August 2009

Verirrt in den Pyrenäen

TR - In rund einer Stunde erreichen wir von Barcelona aus die Costa Brava. Oder die Pyrenäen. Am ersten August-Wochenende fällt die Münze erneut für das Hochgebirge.

Wir zelten auf dem kleinen Campingplatz des 2000-Seelen-Dorfes Bagà am Fuße der Zentralpyrenäen, auf dem sich erstaunlich viele Spanier mit fest installierten Wohnwägen ein kleines Feriendomizil geschaffen haben. Am nächsten Morgen starten wir unsere Tour in den Naturparks Cadi-Moixero.

Nehmt doch den GR bis zur Schutzhütte! Der drahtige katalanische Wanderer zeigt uns auf seiner Karte einen Alternativweg zum Gipfel, der an der Hütte vom Fernwanderweg GR 107 abzweige. Wir verlassen uns jedoch lieber auf unser Wanderbuch, als auf unsere rudimentären Katalan-Kenntnisse. Stundenlang stampfen wir den steilen, mit seltenen Steinmännchen markierten Pfad durch den dichten Wald bergauf. Immer wieder zweigen Spuren ab, die sich meist nach wenigen Metern im Gebüsch verlaufen. Als wir endlich das Gehölz verlassen, eröffnet sich uns ein Panorama. Das muss der Coll de Cabrera sein! Doch seltsam. Wir waren schon 4 Stunden gelaufen und sollten noch nicht einmal ein Drittel der Tour hinter uns haben? Das konnte eigentlich nicht sein.

Wir entdecken einen anderen, mit orangenen Punkten markierten Steig. Doch weder in unserem Wanderführer noch auf unserer Karte ist dieser Weg eingezeichnet. Aber, dies könnte der Pfad sein, den der Katalane erwähnt hatte. Wenn das stimmte, müssten wir hier direkt auf die Hütte treffen. Lass uns den Abstieg beginnen! Schnell verlieren wir an Höhe und bald stoßen wir tatsächlich auf einen rot-weiß gekennzeichneten GR. Gehen wir nach links bergauf oder nach rechts bergab? Eigentlich müssten wir nach links, nach Osten, von den Höhenlinien unserer Karte aber bergab nach rechts. Das irritiert uns.

O.k., unsere Karte ist etwas grob, aber die Höhenlinien sind eindeutig. Bergauf macht keinen Sinn. Also stapfen wir weiter gen Tal. Doch auch nach unzähligen Serpentinen laufen wir immer noch der Sonne entgegen. Auch die Hütte hatten wir bisher nicht gesehen. Als plötzlich der Weg wieder bergauf führt, beschleicht uns ein ungutes Gefühl. Es ist bereits 17 Uhr und über uns türmen sich dunkle Gewitterwolken auf.

Mein Orientierungssinn sagt mir, dass wir falsch sein mussten. Mittels Kompass, Höhenmesser und Karte sondieren wir erneut unsere Position. Doch auch die Technik hilft uns nicht weiter. Könnte nicht einfach endlich mal eine Menschenseele hier auftauchen, die wir fragen könnten? Doch diese Hoffnung fußte auf schwachen Beinen. Den ganzen Tag seit unserer Begegnung mit dem Katalanen am Ausgangspunkt waren wir niemandem mehr begegnet. Aber wie ein Wunder, kaum gedacht, sehen wir ein Schild und eilen hin. Der erste Wegweiser an diesem Tag! Doch leider ist der obere Teil abgebrochen. Auf dem verbliebenen Rest steht Coll de Pendis. Was soll denn das? Wir studieren erneut die Karte. Der Coll liegt auf 2000 Metern und wir befinden uns auf 1000 Metern. Wo sind wir nur?

Ich schaue mich um und entdecke eine auffällige Bergkette auf der gegenüberliegenden Seite des Tals. Da ich diese noch nie zuvor gesehen hatte, hatte ich die Gewissheit: wir waren ins falsche Tal hinabgewandert.

Was haben wir für Möglichkeiten? In den Alpen wären wir wohl einfach einem Weg ins Tal gefolgt, um unten in einem Dorf mit einem Bus oder ggf. Taxi zu unserem Ausgangspunkt zurück zukommen. Doch hier? Die Pyrenäen sind spärlich besiedelt. In vielen Tälern gibt es keine Straßen und schon gar keine Orte. Das konnten wir aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit und Wettersituation nicht riskieren. Es gibt also nur eine Alternative: zurück!

Bei dem Gedanken kommt nicht gerade Freude auf. Viele Stunden bergauf und bergab haben wir hinter uns und langsam machen sich die Muskeln bemerkbar. Aber, was haben wir beim Jakobsweg gelernt? Es ist alles eine Frage des Willens! Also, auf geht es! Minute um Minute gewinnen wir an Höhe und erreichen schon bald die Weggabelung, an der wir auf den GR abgezeigt waren. Diesmal folgen wir ihm in die richtige Himmelsrichtung weiter bergauf. Und tatsächlich: gar nicht so viel später passieren wir erneut einen Pass und die dortige Wegschilderung signalisiert uns, dass wir diesmal richtig sein müssen.

Nach mehr als 7 Stunden Gehzeit erreichen wir unseren Ausgangspunkt. Was für eine Tour! Erschöpft und glücklich machen wir es uns auf der Terrasse der kleinen Campingplatzkneipe gemütlich und genießen die Ruhe. Die Ruhe vor dem Sturm. Wir merken gar nicht, wie sich der Himmel in Kürze pechschwarz verdunkelt. Als Blitz und Donner fast zeitgleich über uns herein brechen, haben wir gerade noch Zeit ins Kneipeninnere zu flüchten.

Donnerstag, 13. August 2009

Madonna live in Barcelona!

Konzertsommer Teil 3

TR - Das können wir uns nicht entgehen lassen! Madonna macht auf ihrer Sticky-and-Sweet-Tournee Halt in Barcelona!

Wir reihen uns in die mehrere hundert Meter lange Schlage vor dem Olympiastadion ein. Gibt es tatsächlich nur diesen einen Eingang? Obwohl die diversen Plätze auf den Rängen und sogar das Feld in verschiedene Eintrittspreiskategorien aufgeteilt war, ist das den Barcelonesen viel zu kompliziert. Um den Andrang pragmatisch zu bewältigen, lässt man einfach die Kontrolle weg. Tickets werden nur abgerissen und Taschen nur kurz abgetastet. So sind wir schon in Kürze im Stadion und können nun unsere Plätze frei wählen!

Ein fast nostalgisches Gefühl überkommt uns. Unsere Generation hat sich hier versammelt! Die meisten Besucher sind zwischen Anfang 30 und Ende 40, auffallend viele aus Frankreich, England und den deutschsprachigen Ländern. Und überdurchschnittlich viele gut aussehende Männer! Glockenbach lässt grüßen!

Irgendein international bekannter DJ legt als Vorgruppe auf und heizt die Stimmung an. Mit 15-minütiger Verspätung taucht die Pop-Diva dann auf. Akustisch. Alle recken die Köpfe und stellen sich auf Zehenspitzen. Ich sehe überhaupt nichts mehr. Noch nicht einmal mehr die Leinwände. Zum Glück wird das den Leuten dann irgendwann zu anstrengend und so komme ich auch in den Genuss, den Star zu sehen.



Video des spanischen Fernsehens rtve

In ihrem Schulgirl-Cheerleader-Look und dem lockigen Blondschopf wirkt sie genau wie die Madonna unserer Jugend. Die fast 51-Jaehrige springt und tanzt wie ein junges Mädchen. Nach ein paar Songs entschwindet sie im Nebel, nur ihre Stimme ertönt vom Band weiter. Durch die Videoprojektionen abgelenkt, merkt man nicht, wie lange sie weg ist, und schon erscheint sie in überdimensionierten hochhackigen Schnürstiefeln als Vamp.

Der Sound ist glasklar. Manchmal fast zu klar, denn man kann kaum mehr unterscheiden, wo singt sie live und was ist Playback. Verschiedene Tonebenen werden übereinander gelegt, so kann man ihre Stimme als Lead und als Begleitstimme gleichzeitig wahrnehmen. Das klingt zwar toll, wirkt aber ein bisschen künstlich.

Madonna präsentiert ihre aktuelle CD Hard Candy und passt ihre Songs der 80er an den modernen Zeitgeist an. Beeindruckend singt sie eine neue Version von Like a Prayer, dem aktuellen Disco-Stil angepasst. Ueber die Leinwand flimmern Gebete und Gebote aus den verschiedenen Religionen.



Video Like a Prayer

Die beste Neuinterpretation ist für mich La Isla Bonita. Madonna und ihre Tänzer tauchen im Trachtenlook auf und der Song wirkt wie ein Folklorelied aus dem Kaukasus. Das Gefiedel erinnert stark an diese russischen Polkasongs, oder wie der Autor des folgenden Videos treffend schreibt: wie ein Song des Eurovision Song Contest. Hitverdächtig.



Video La Isla Bonita

Der neue Sound ist so eingängig, dass wir auch jetzt, drei Wochen nach dem Konzert nicht anders können: Tagtäglich dudelt Madonna bei uns auf und ab. Das Konzert hat sich absolut gelohnt und war jeden Cent wert.

Madonna spielt am 18. August in München. Holt Euch die Tickets! Es lohnt sich!

Dienstag, 11. August 2009

Live on stage: Orishas

TR - Zum dritten Mal Orishas live erleben? Ist das nicht langweilig? Die kubanische Hip-Hop-Band hat uns bei den beiden vergangenen Konzerten in Barcelona so überzeugt, dass wir nicht widerstehen können!

In der perfekten Open-Air Kulisse des Poble Espanyol heizt die Vorgruppe „Calle 13“ mit puerto-ricanischem Reggaeton und Rap das überwiegend lateinamerikanische Publikum an. Die Stimmung ist bestens als die Orishas die Bühne betreten. Doch anstatt dies auszunützen, lassen die drei Grammy-Gewinner die Atmosphäre durch langsame Songs wieder abkühlen. Das Publikum reagiert verhalten. Und als endlich der schwarze Sänger versucht, die Leute zu animieren, kommt keine rechte Stimmung mehr auf. Auch die kurze Hommage an Michel Jackson und die Salsa-Schrittchen der drei rufen nur kurzen Applaus hervor.



Vielleicht haben die hohen Temperaturen mit über 30 Cº die Leute erschöpft? Vielleicht spielen die Orishas auch zu wenig Hits? Vielleicht wird zu viel gerappt und zu wenig Refrains zum mitsingen angestimmt?
Nur beim traditionellen kubanischen Volkslied „Guantanamera“ ist das Publikum voll dabei. Das scheint den kubanischen Rappern dann endgültig den Abend zu verderben, denn schon bald verschwinden sie ohne eine Zugabe von der Bühne. Schade.

Donnerstag, 6. August 2009

Konzert-Sommer in Barcelona

Was für ein Konzert-Sommer! Im letzten Jahr hatten wir noch den Eindruck, dass weder Barcelona noch Spanien von internationalen Stars gerne besucht werde. Doch dieses Jahr haben wir die Qual der Wahl: U2, Pet Shop Boys, Die Band von Bob Marley „The Wailers“, Roger Hudgson von Supertramp, Khaled (“Aïsha”)…um nur ein paar zu nennen. Aus der Vielzahl der diesjährigen Open-Air-Konzerte haben wir uns drei rausgepickt. Manu Chao, Orishas und Madonna!

Teil 1: Manu Chao
Noch genau erinnere ich mich an das erste Mal, als ich 1998 diesen unverwechselbaren Sound des Platin-Albums Clandestino hörte. Damals dachte ich noch, Manu Chao sei Mexikaner, u.a. weil er „Welcome in Tijuana“ sang. Mittlerweile weiß ich, dass er zwar wegen seiner Unterstützung der mexikanischen Zapatisten in Mexiko sehr bekannt und beliebt ist, er selbst jedoch eine bunte Mischung von Kulturen ist und heute nicht nur in Paris, sondern auch in unserer schönen Stadt lebt. Kein Wunder, dass wir also hier -endlich- die Gelegenheit haben sollten, die Band live zu erleben.

Doch, als Quasi-Barcelonese kennt er nur allzu gut den Musikgeschmack der Katalanen und weiß, dass man die Meute insbesondere mit Ska aufheizen kann. Obwohl die Musik von Manu Chao nur manchmal in diese Kategorie passt, so wird bei dem Konzert jedes Stück in Ska-Richtung interpretiert. Das klappt. Und wie! Schon nach den ersten Takten tobt die Menge. Die katastrophale Tonqualität wird durch die Lautstärke übertönt. Wir hören nur extrem schnelle Beats und furchtbar lauten Krach, so dass Jörg noch 3 Tage später die Ohren pfeifen. Obwohl wir alle CDs ziemlich gut kennen, sind wir nur durch das Gegröle der Fans in der Lage, die Stücke zu identifizieren. Doch Manu Chao genügt dem Anspruch der Barcelonesen: Je lauter und je schneller desto besser. Die Stimmung ist phänomenal. Vielleicht sogar die beste Stimmung, die wir je auf einem Konzert erlebt haben. Ohne müde zu werden springt die Band 2 œ Stunden auf der Bühne herum und gibt Vollgas.



Dennoch: So richtig begeistern können wir uns nicht. Zu weit ist der Sound vom „echten Manu-Chao“, dessen unverwechselbare Mischung aus verschiedensten Stilen von Weltmusik uns so begeistert, entfernt. Auch seine sonst so große Vielfalt an Sprachen, die der Polyglott normalerweise in die Stücke mischt, ist diesmal nicht angesagt. Klar, bei Englisch, Französisch, oder gar Arabisch könnte das Publikum ja nicht mitgrölen! Fazit: Vielleicht würden wir nochmals zu einem Konzert von ihm gehen. Aber ganz sicher: nicht mehr in Catalunya.