Montag, 29. Januar 2007

Schnee...

JK - Nach einigen einsamen, aber trotzdem kurzweiligen Stunden hinter dem Steuer, hat er mich dann schließlich doch ereilt, der Winter: es hatte angefangen zu schneien!

Der Weg durch die Alpen erschien mir zu riskant ohne Winterreifen, zumal die Uhr zwischenzeitlich 4:00 Uhr morgens anzeigte. Durch das Rheintal war vermutlich die bessere Alternative. Nur: wie sag' ich's meinem Navi? Genau dieses nämlich meinte, es wäre jetzt an der Zeit von der Autobahn abzufahren. Ich musste irgendwo in der Nähe der Alpen sein, auf jeden Fall aber in Frankreich. Mangels besseren Wissens hielt ich mich also an den Rat meines kleinen Freundes und fuhr von der Autobahn ab. Ich sollte Richtung Genf fahren. Ok, die Richtung stimmte soweit.

Anfangs waren die Straßen noch breit, gut geräumt und ab und an kam mir auch ein Auto entgegen. Das sollte sich aber schnell ändern. Mein Navi zeigte eine Meereshöhe von 1.200 m an, die schnell auf über 1.700 m anstieg. Demtentsprechend nahm der Schnee zu und die Qualität der Straßen ab. Kaum noch Autos, deutliche 10 Grad unter Null und ich ohne Winterreifen. Auf einem Schild las ich "Geneve 78 km". Also noch 78 km auf dieser Straße, die sich zusehens zu einer Pass-Straße wandelte. Nein, dachte ich mir und kehrte um. Da war mir die Autobahn doch lieber, wenngleich vermutlich weiter. Der Weg auf die Autobahn war leicht gefunden. Es war mittlerweile 4:45 Uhr.

Langsam machte sich bei mir die Müdigkeit bemerkbar. Ich entschied mich, den nächsten Rasthof aufzusuchen und ein wenig zu schlafen. Ausserdem hatte ich Hunger, ein Croissant - immerhin war ich in Frankreich - wäre nicht schlecht gewesen. Der nächste Rasthof war - wie hätte es anderst sein können - geschlossen! Nix mit Croissant. Ich packte frustriert meinen Schalfsack aus und legte mich im Fahrerhaus quer auf die Sitzbank. Es dauerte nicht lange, da machte sich die Gurtschnalle des Beifahrers unangenehm bemerkbar. Ausser, dass die Breite des Fahrerhauses nicht zum ausgestreckten Liegen ausreichte, das Thermometer draussen minus 10 Grad anzeigte, ich kein Croissant bekommen hatte und mich die Schnalle zum verzweifeln brachte, war alles gut. Nach üppigen 2 Stunden Schlaf schwoll der Lärmpegel auf dem Rasthof dermaßen an, dass ich mich zur Weiterfahrt entschied. Auf das Croissant, welches ich mir an der jetzt geöffneten Tankstelle sicher hätte kaufen können, verzichtete ich frustriert.

Verschlafen, missmutig und mit einem tadellos erkennbaren Abdruck der Gurtschnalle fuhr ich weiter. Es war 7:30 Uhr und mir standen noch ca. 700 km Fahrt bevor. Zurück auf der Autobahn wollte ich die Scheiben mit der Waschanlage von sich ansammelndem Dreck reinigen, doch leider kam kein Wasser. Nicht weiter verwunderlich, in Barcelona erreicht das Thermometer selten die Nullgrad-Grenze und deshalb war die Scheibenwaschanlage schlicht eingefroren. Mir blieb also nichts anderes übrig, als an jedem zweiten oder dritten Parkplatz anzuhalten und die Scheiben - zur Not mit Schnee vom Boden - zu reinigen. Langsam kämpfte ich mich auf diese Weise Richtung München.

Durch die verschneiten Täler am Genfer See, an Chur und Zürich vorbei, passierte ich Stunden später zusehends mir bekannte Gefilde. Unglaublich, sogar die Bodenseelandschaft zeigte sich mir überzogen mit einem Zuckerguss mit Schnee bedeckt. In meiner Kindheit und Jugend waren die Tage mit Schneefall am Bodensee rar. Wenn jedoch das aussergewöhnliche Ereignis eintrat und der Schnee sogar liegen blieb, hiess es sich schnell in der weissen Pracht zu stürzen. Doch danach war mir im Moment überhaupt nicht zu Mute. Warum musste es ausgerechnet an dem Wochenende unseres geplanten Umzugs derart schneien?


Es waren noch knappe 3 Stunden bis nach München, das sollte zu schaffen sein. Es war 15:00 Uhr, ich sollte also gegen 18:00 in München sein können. Bregenz lag bald hinter mir, Memmingen, Landsberg und der Ammersee waren schnell erreicht. Um 18:30 Uhr kam ich dann, erschlagen in München an.

Donnerstag, 25. Januar 2007

Wenig Schlaf, viel zu tun

JK - Wir schrieben den 25. Januar 2007, 18:30 Uhr, als ich mit unserem Umzugswagen aus Barcelona in München angekommen war. Die Maler waren an diesem Donnerstag das letzte mal in der Wohnung gewesen und Tanja hat bei dem Versuch, den Maler zu bezahlen, Ihre Geheimnummer dreimal nicht mehr gwußt und was dann passiert wissen wir alle. Es war Donnerstag, wir wollten Samstag morgens nach Barcelona aufbrechen und der Automat hatte die EC-Karte gefressen. Blieb also nicht über, als am Freitag zur Bank zu gehen und sich die Karte wieder aushändigen zu lassen. Als hätten wir nicht schon genug zu tun.
Kommen wir nochmal zurück zu dem ursprünglichen Plan:
  1. 22.-25.01.2007: Der Maler streicht die Wohnung
  2. 24.-26.01.2007: Jörg fliegt nach Barcelona und holt den gebuchten Umzugswagen (eher ein "Wägelchen", wie sich noch herausstellen sollte!)
  3. 26.01.2007, 11:00 Uhr: Wohnungsabnahme
  4. 26.01.2007, 16:00 Uhr: Abgabe Auto bei Open Text
  5. 26.01.2007, ab 17:00 Uhr: Einräumen des Umzugswagens6. 27.01.2007, früh morgens: Tanja und Jörg brechen gemeinsam nach Barcelona auf!
1. und 2. waren soweit gemäß dem Zeitplan erfüllt. Nur... wenn man sich die Wohnung anschaute, so war die für MORGEN!!!, 11:00 Uhr anberaumte Wohnungsabnahme aussichtslos. Es war zwar alles gestrichen, aber bei weitem nicht alles eingepackt und für das Beladen des Wagens hergerichtet. Gut, machen wir eine Teilabnahme, so der neue Plan. Diese erfolgte dann auch wie geplant, allerdings eben nur teilweise. Samstag, da arbeiten wir nicht, so die Aussage von der Hausverwaltung. Früheste Abnahme erst wieder Montag (29.01.2007)! Kurz den Plan (s.o.) ins Gedächtnis gerufen bedeutete dies eine Verzögerung um 1,5 Tage. Nun gut, wir hatten ja ein wenig Puffer eingeplant. Ok, wäre es Ihnen gleich in der Früh um 8:00 Uhr möglich. Abgemacht! Wir hatten also zwei entspannte Tage für das restliche Einpacken und Beladen des Autos in Aussicht.

Tanja ging dann noch auf die Bank und holte ihre Karte wieder, ich bereitete derweil meinen Geschäftswagen für die anstehende Abnahme vor. Geputzt war er schon, mussten nur noch ein paar alte Reifen aus dem Keller entsorgt werden. Ein kurzer Anruf bei Ingrid, ich würde mich ein wenig verzögern und alles war geritzt. Kurz beim Pit-Stop vorbei und alles ist ok. Nur... Sch.... die Umzugskartons reichen nie im Leben! Es war 15:00 Uhr, wer hat da noch offen und vor allem, wer hat da noch Umzugskartons? Nach zahlreichen Anrufen bei Speditionen haben wir dann einen Familienbetrieb gefunden, der sich dazu bereits erklärt hat, uns noch 20 Kartons zu verkaufen. Um 16:00 Uhr sollte ich bei Open Text mein Auto abgeben. Locker zu schaffen, da waren ja nur noch die Kartons zu holen, auszuräumen, die Reifen einzuräumen, wegzubringen und dann noch zu Open Text zu fahren. Eine kleine Verzögerung hatte ich ja schon angekündigt, ob das reichen würde?

Schließlich hat mir der Mechaniker von Pit-Stop neben den Reifen auch gleich noch die alten Strandmatten, die ich zum Auslegen des Kofferraums benutzt hatte abgenommen, alles zusammen 20 Euro. Schließlich kam ich um 17:00 Uhr bei Open Text an. Großes Wiedersehen mit vielen, die mich seit Monaten nicht mehr gesehen hatten. Das Auto war schnell abgegeben und Hedi hatte sich bereit erklärt, mich mit nach Hause zu nehmen. Das Beladen des Umzugswagens stand an. Anstatt wie geplant um 17:00 Uhr mit der Beladung zu beginnen, wurde es dann doch gut 18:00 Uhr, immerhin nur eine Stunde Verspätung.

Dann brach das Gelächter aus...

1.400 km, +5 Grad Celsius... auf geht's!

JK - Ich mache mich nach der Schlüsselübergabe auf den "Heimweg" Richtung München. Ein Glück habe ich Schneeketten bei der Anmietung des Transporters bekommen, so dass ich auf das Allerschlimmste vorbereitet bin. In der Nähe der Küste ist es zwar kühl, aber Schnee oder ähnliches erstmal nicht in Sicht. Ich kämpfe mich mit mit Hilfe meines GPS durch Barcelona bis ich schließlich die erste Mautstation mit der Aufforderung zur Zahlung von € 1,26 erreiche. Eine verwunderlich krumme Summe, die sich - so habe ich später erfahren - noch aus Pesetenzeiten ableitet und einfach umgerechnet wurde.

Die Autobahn steigt langsam aber stetig Richtung Pyrenäen an. Das Thermometer fällt beständig und bald schon wurde eine Aussentemperatur von Null Grad Celsius angezeigt. Mich beschlich ein ungutes Gefühl. Ich war noch keine 150km von Barcelona weg.

Die nächste Mautstation war schon bedeutend größer. Und unübersichtlicher. Ich nehme die Einfahrt zur manuellen Bezahlung. Auf dem Dach tut es einen Schlag. Verdammt, da habe ich wohl das Schild zur Höhenkontrolle übersehen. Zurück ging nicht mehr, vorwärts musste wohl oder übel mit einigen Kratzern auf dem Dach bezahlt werden. Nach vorne also.

Ticket, wo war das Ticket. Warum geht die Schranke nicht auf? Ist das hier auch noch die Durchfahrt mit der automatischen Abbuchung der Maut? "Coge su ticket", sagt mir der eilens heran rennende Angestellte. Ja, dann sag mir wo, denke ich mir. Hinter mir hupt es in allen Tonlagen, gemischt mit einigen Fluch- und Schimpfwörtern, die damals noch nicht verstanden habe. Erstmal Motor abstellen und aussteigen, denke ich mir. Ich bin kaum draussen, da sehe ich auch schon das Ticket aus dem Automaten hängen. Da wo es hingehört und man es eigentlich auch erwarten würde. Die Schranke öffnet sich, ich fahre durch. Es wäre eigentlich ganz einfach gewesen.

Die haben sich wirklich was gedacht, denke ich mir als ich an einer Raststätte das Dach des Transporters - soweit möglich - inspiziere. Über die gesamte Länge des Daches sind zwei Plastikschienen angebracht. Für Amateurfahrer wie mich. Es war also nichts passiert und die Fahrt konnte nach einer Dose Cola und einem süßen Riegel weitergehen.

Es war nach Mitternacht als ich von dem Rasthof wieder auf die Autobahn einbiege. Es war noch kälter geworden, deutlich unter Null Grad, aber (noch) trocken, ein Glück.

Erstes Etappenziel

JK - Mit dem Transporter mache ich mich auf den Weg Richtung Innenstadt. Gemäß den Anweisungen meines GPS fuhr ich als erstes verkehrt herum in eine Einbahnstraße, welche auf eine Hauptverkehrsstraße mündete. Einige Huptiraden der Spanier später war ich dann schließlich auf dem rechten Weg Richtung Barcelona Centro.

Zu Beginn sind die Straßen noch breit und mehr oder weniger übersichtlich. Abgesehen von 5-spurigen Kreisverkehren und der ungewohnten Fahrweise der Spanier finde ich mich gut zurecht. Die Wohnung liegt irgendwo in dem Gassengewirr der Altstadt von Barcelona. Wiederholt möchte mich das GPS entgegengesetzt in Einbahnstraßen abbiegen lassen oder erkennt Abzweigungen, wo keine sind. Ich habe erhebliche Probleme, mich in dem Durcheinander aus Menschen, Rollern, Motorrädern und Autos zurechtzufinden. Irgendwann hatte das GPS gar keinen Empfang mehr. Ich war auf mich alleine gestellt, nur bewaffnet mit einem Ausdruck von Google-Maps.

Dagmar hatte ich zwischenzeitlich angerufen und sie versuchte mir nach bestem Wissen aus der verzwickten Situation zu helfen. "Via Laietana, das ist gut. Von hier geht es in die Straße ab, gegenüber der Kathedrale. Kannst Du die sehen?", fragte mich Dagmar. Ich seh garnix ausser Autos und Lichern, aber ich mußte schon nahe am Ziel sein, doch welche der vielen Seitenstraßen sollte ich nehmen? "Norden, Richtung Norden musst Du fahren, weg vom Wasser!". Ok, wo ist hier Norden, und vor allem, wo ist das Wasser? "Wo bist Du denn? Mach Dich mal kenntlich!". Es winkt wenige Meter vor mir am Straßenrand. Es war Dagmar. Jetzt weiß ich auch wo Norden ist.

Dagmar steigt zu mir ins Auto und nach einigen Metern auf der Hauptstraße geht es wieder ab in das Gassengewirr. Ich stelle den Transporter im absoluten Halteverbot direkt vor unserem neuen, vorübergehenden Heim ab.

“In welchem Stock wohnst Du denn?“ frage ich Dagmar als wir das winzige Treppenhaus betreten. „Im vierten, ist aber eigentlich ein fünfter Stock, wegen dem Entresuelo, dem Parterre.“ In dem schummrigen Licht versuche ich einen Aufzug auszumachen, doch da ist Dagmar schon eine Treppe weiter oben. „Das kann ja heiter werden“, denke ich mir. Kein Aufzug und das Treppenhaus ist ungefähr so breit, dass man mit einer Umzugskiste der Länge nach gerade mal so hochkommt. Um die Kurven wird es schon eng. Prost Mahlzeit, wenn wir da unsere ganzen Prio-1-Kisten hochtragen dürfen...




Oben angekommen betrete ich eine kleine, aber gemütliche 1,5-Zimmer-Wohnung. Die aufwendig gestrichenen Wände verleihen ihr ein einladendes und heimeliges Ambiente. Wir unterhalten uns eine Weile über Dies und Das, dass das Wetter in Barcelona so schlecht und vor allem kalt geworden sei, und, und, und... Schließlich mache ich mich um 20:30 Uhr auf den Weg Richtung München. Es ist zwischenzeitlich dunkel draussen Uhr und ich habe noch gute 1.400 km Autobahn vor mir. Das Wetter auf dem Weg nach München sei unverändert schlecht, so sagen sie mir alle...

Matthias, Roland und Dagmar

JK - Die Maler waren seit zwei Tagen an der Arbeit und kamen wie geplant voran. Wohn- und Esszimmer sowie Küche Flur und Bad waren frisch getrichen und erstrahlten in neuem, ungewohnten Glanz. Zu verdanken war der Fortschritt des Malerns Tanja und mir. Wir räumten des nächtens - nachdem die Maler das Haus wieder verlassen hatten - fließig die Kisten ein, hin und her, so dass die Maler die jeweiligen Zimmer streichen konnten. Zumindest dieser Teil des Umzugs schien pünktlich und wie geplant abgeschlossen werden zu können

Bei den anderen noch ausstehenden Dingen konnten wir leider nur wenig Erfolg verzeichnen. Insbesondere war da immer noch das Problem mit der Wohnung in Barcelona. Nach wie vor hatten wir keinen Erfolg dabei, eine Wohnung oder ähnliches über das Internet anzumieten. Als letzte Idee kam uns, Matthias - den zukünftigen Chef von Tanja - nach Kontakten oder Bekannten in Barcelona zu fragen, die uns vielleicht weiterhelfen konnten. Matthias nannte uns eine Website, über die auch er seinerzeit eine Wohnung zur Zwischenmiete gefunden hatte.

Während des Telefonats mit dem Betreiber der Website stellte sich heraus, dass Roland ein Deutscher ist, der Wohnungen als Ferienwohnungen zur Miete anbietet. "Ja, natürlich habe ich noch eine Wohnung frei. Wollt ihr mit oder ohne Internet-Anschluß, mit oder ohne eigene Waschmaschine, eher größer oder reicht auch was kleineres?", so seine unerwarteten Fragen. Wir konnnten quasi unsere Wunschwohnung wählen, und das zu einem annehmbaren Preis. Der Haken an der Sache war: leider nur für drei Wochen. "Das liegt daran, dass hier Ende Februar eine der größten Messen ist , da ist alles ausgebucht und für die eine Woche extrem teuer und schwer was zu finden.", erklärte uns Roland unsere Probleme. Jetzt wussten wir wenigstens, warum wir das Problem Wohnung noch nicht lösen konnten. Dies änderte allerdings nichts daran, dass es gelöst werden musste.

Am Dienstag, 23.01.2007, einen Tag vor meinem Abflug nach Barcelona meldet sich Dagmar bei uns. Wie sich herausstellt die Deutsche mit der Wohnung zur Zwischenmiete. "Tut mir Leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Ich war total im Stress und hab das komplett verpennt, sorry!". Stress, was ist das? "Wollt ihr die Wohnung noch mieten?". Wir haben ihr nicht gesagt, dass sie uns in diesem Moment wie ein von Gott gesandter Engel vorkam. "Na klar. Pass auf, Jörg wird morgen nach Barcelona fliegen und den Transporter für den Umzug holen. Da könnten wir dann auch gleich die Schlüsselübergabe machen, oder?". Alles wurde geregelt und wir hatten kurz vor Toresschluß doch noch eine Bleibe in Barcelona für die gewünschten vier bis sechs Wochen gefunden. Hurra!

Mittwoch, 24. Januar 2007

Warum Barcelona?

JK - "Warum wollt Ihr denn nach Barcelona auswandern?", diese Frage haben uns viele gestellt und uns meist darum beneidet. "Erstens wollen wir eine weitere Fremdsprache lernen, eine andere Kultur erkunden und ausserdem ist der Winter in Barcelona um einiges erträglicher als in Deutschland.", so unsere Antwort auf die Frage. Wie zum Trotz darauf begann es gegen Abend des Dienstag (23.01.20007) und die ganze Nacht auf Mittwoch, zu schneien. Vorher war Kischblüte und Biergarten im Januar angesagt, zu unserem Umzug hieß es Schnee schippen und Eis kratzen. Zum ersten und für lange Zeit auch letzten Mal in diesem Münchner Winter...

Am Morgen des Mittwochs ging in München nicht mehr viel. Schon am Abend zuvor hatte ich mich auf eine längere Anfahrt an den Flughafen eingerichtet und dachte, mit insgesamt fast drei Stunden hierfür ganz gut geplant zu haben.

Der Flug DE 942 der Condor sollte planmäßig um 12:00 Uhr von München Richtung Sonne, Sand, Strand und Meer starten. Das herrschende Schneechaos machte es mir jedoch nicht leicht, diesen wichtigen Schritt erfolgreich hinter mich zu bringen. Kurz nach 9:00 Uhr stand ich an der Bushaltestelle Richtung Bahnhof vor unserem Haus. Und es geschah nichts. Kein Bus, kein Taxi, einfach nichts. Nur langsam dahinrutschende Autos und vereinzelt ein paar mutige, unverwüstliche Fahrradfahrer. Die Minuten verrannen zusehens aber bis jetzt noch kein Grund, wirklich nervös zu werden. Unangenehm war das Gefühl jedoch schon, nicht zu wissen, wann und vor allem wie an den Flughafen zu kommen war.

"Irgend etwas muss geschehen, sonst verpasse ich meinen Flug", dachte ich mir. Ich erinnerte mich an die unverwüstlichen auf den Fahrrädern, die ich eben noch die Bushaltestelle habe passieren sehen. Kurz entschlossen schnappte ich mir mein Fahrrad, zog die Handschuhe und meine Mütze an und begann meinen Kampf gegen den Schnee in Richtung Bahnhof. So hatte ich mir die Reise Richtung Sonne, Sand, Strand und Meer nicht vorgestellt. Ich erreichte schließlich eine S-Bahn, welche mich noch rechtzeitig auf den Flughafen brachte. Mein Fahrrad steht bis zum heutigen Tag abgeschlossen und einsam am Bahnhof in München.

"Noch Gäste nach Barcelona?", hörte ich bei meiner Ankunft am Condorschalter die Dame bereits rufen. Logo, ich! Und viele andere, abgekämpfte und nasse Gestalten vor dem Schalter auch. Ich war der Vorletzte, der noch eingecheckt wurde, bevor der Flug geschlossen und wir auf unsere Odysee nach Barcelona geschickt wurden. "Gehen sie bitte unverzüglich an ihr Gate. Sie sind spät dran.", entließ mich die Dame am Schalter. Danke für die Info, aber das wußte ich schon. Draussen schneite es weiter. Der Flughafen glich eher einer Erlebnislandschaft im Winter, denn einem Flughafen.


Damit aber noch nicht genug. Dort wo auf den Bildschirmen und Anzeigen sonst immer Flugdaten flimmern, war an diesem Morgen nur gähnende Leere und Schwärze zu erkennen. Ein Computerausfall hatte zu allem Überfluss nicht nur den Flugverkehr draussen, sondern auch das Auffinden den richtigen Gates drinnen fast unmöglich gemacht. Am Gate angekommen stand ich mit meinen Liedensgenossen vor einem geschlossenen Schalter. Keine Menschenseele zu sehen. Ich war doch spät dran, dachte ich. Es hieß also warten, warten, warten... und es schneite weiter. Aber ich war hier, auf dem Flughafen, einen großen Schritt näher an unserer Zukunft in Barcelona.

Als irgend wann die Computer wieder ihren ihnen zugedachten Dienst verrichteten, wurden die Listen der für den heutigen Tag noch geplanten Flüge zusehens kürzer. Sollte ich dann doch umsonst hier her gekommen sein, würde ich noch nach Barcelona fliegen dürfen, muss ich hier vielleicht sogar übernachten? Fragen über Fragen, auf die langsam aber sicher Antworten zu finden sein würden. Der Flieger der Condor - meiner - war als einer der letzten vor der fast einstündigen Sperrung des Flughafens gelandet und stand mittlerweile vor dem Gate. Immerhin.


Um kurz vor eins durften wir einsteigen. Man schien noch mit unserem Start zu rechnen, fragte sich nur, wann? Drinnen begann zunächst das Warten, mit vielen, sich wiederholenden Fragen an die Stewardessen. Letzlich meldete sich der Pilot selbst zu Wort: "... Wir haben die Türen geschlossen und sind bereit, zu starten. Uns wurde ein Slot für 15:30 Uhr zugeteilt. Leider können sie im Moment das Flugzeug nicht verlassen, da ansonsten der Slot verfällt und der Start sich weiter verzögern würde. [...] Ich möchte sie noch um ein wenig Geduld bitten, sobald ich weitere Neuigkeiten für sie habe, melde ich mich wieder bei ihnen." Ende der Durchsage. Keiner verließ vor dem Hintergrund dieser Durchsage das Flugzeug und wir starteten um 16:00 Uhr vom winterlichen München nach Barcelona. Ich hatte es tatsächlich geschafft.

Nach guten zwei Stunden Flugzeit lag es dann schließlich vor mir, BARCELONA!!! Das erste Mal, dass ich diese Stadt sehe, das erste Mal, dass ich in dieser Stadt war. Die Uhr zeigte mittlerweile 18:15 Uhr an.


"Die Vermietstation ist in der Avinguda Onze de Septiembre.", sagte ich in meinem holperigen Spanisch dem Taxifahrer. "Welcher der beiden?", fragt er mich daraufhin. Jetzt war guter Rat wieder teuer. Mir blieb nichts anderes übrig als meine Reservierungsbestätigung zu zücken, dem Taxifahrer mein Handy in die Hand zu drücken und bei der Station anzurufen. Ich hoffe der weiß, dass ich hier zu deutschen Konditionen telefoniere, dachte ich mir. Das Problem lies sich leicht klären und ich konnte den Transporter inklusive Schneeketten (!!!) anmieten.

Mein GPS fand sich auf Anhieb in der neuen Umgebung zurecht und ich machte mich auf die Fahrt in die Innenstadt. Der Schlüssel von Dagmar musste ja noch geholt werden.

Dienstag, 23. Januar 2007

Der Maler kommt...

JK - Tja, das war's dann erstmal mit Vergnügen, jetzt ging es mit Volldampf an den Umzug und die Vorbereitung bzw. die Durchführung. Folgenden Plan hatten wir hierfür aufgestellt:

  1. 22.-25.01.2007: Der Maler streicht die Wohnung
  2. 24.-26.01.2007: Jörg fliegt nach Barcelona und holt den gebuchten Umzugswagen (eher ein "Wägelchen", wie sich noch herausstellen sollte!)
  3. 26.01.2007, 11:00 Uhr: Wohnungsabnahme
  4. 26.01.2007, 16:00 Uhr: Abgabe Auto bei Open Text
  5. 26.01.2007, ab 17:00 Uhr: Einräumen des Umzugswagens. 27.01.2007, früh morgens: Tanja und Jörg brechen gemeinsam nach Barcelona auf!

So der PLAN!

Nachdem bislang noch so gut wie nichts eingepackt war und wir uns erst vor kurzem vollständig von den Nachwehen der Party erholt hatten, musste jetzt alles sehr, sehr schnell gehen. Mit dem Maler war vereinbart, dass er die Zimmer nach und nach streicht, während wir die Kisten packen. Wir wollten mit Wohn- und Esszimmer anfangen, da sie aufgrund der vorangegangenen Party mehr oder weniger leer waren und später für die Umzugskisten den größten Stauraum boten. Wie vereinbart erschien der Maler am Montag, 22.01.2007 mit zwei Angestellten.

"Ok, wir können mit Wohn- und Esszimmer anfangen. Räumt doch auch gleich die Küche aus, dann können wir diesen Teil der Wohnung komplett fertig machen." Ich war mir nicht sicher ob er das wirklich ernst meinte, versicherte ihm aber, dass wir unser Bestes geben würden. Die Küche wies noch deutliche Spuren des Wochenendes auf, aber gut.

Der Malermeister weiter: "Dienstag machen wir dann mit Flur und Bad weiter. Das dritte Zimmer und das Schlafzimmer streichen wir am Mittwoch und Donnerstag." Aha!

Die Eile des Malers lag wohl daren, dass wir mit ihm einen festen Preis ausgehandelt hatten. Je früher er fertig wurde, desto schneller konnte er seine Mitarbeiter neu verplanen. Das Ansinnen des Malers bedeutete für uns Stress von morgens bis tief in die Nacht.


Die Maler begannen meist zwischen 8:30 und 9:00 Uhr mit ihrer Arbeit und verließen uns wieder gegen 16:00 Uhr. Die zu streichenden Zimmer mussten von uns also zwischen 16:00 Uhr des einen bis spätestens 9:00 Uhr des folgenden Tages soweit aus- bzw. umgeräumt sein, dass die Maler ihrer Arbeit nachgehen konnten. Folglich räumten wir unseren Hausstand nicht nur in die Umzugskartons ein, sondern auch mehrmals von einem in ein anderes Zimmer der Wohnung um. Ab Mittwoch war Tanja zu allem Übel mit der verbleibenden Arbeit alleine, da ich nach Barcelona fliegen musste, den Transporter holen.

Wenn wir ab und an Zeit fanden, uns über die weitere Planung bzw. das restliche zu bewältigende Chaos des Umzugs zu unterhalten, fielen uns immer neue Dinge ein, die wir noch zu erledigen hatten. Unter anderem, uns eine Wohnung in Barcelona zu besorgen! Die Mailbox gab wie immer nichts neues her. In Spanien scheint es nicht üblich zu sein, auf E-Mails zu antworten. Was tun???

Am Abend des Dienstag begann es, wie vorhergesagt, zu schneien...

Montag, 22. Januar 2007

Abschiedsparty

JK - Es sollte eine Party werden, die den Namen auch verdient. Immerhin waren wir nur noch wenige Tage in Deutschland und es sollte einige Zeit dauern, alle unserer Freunde, Bekannten und Arbeitskollegen wieder zu sehen. Die Einladung verschickten wir noch vor unserem Urlaub. Bis zu unserer Rückkehr am 17.01.2007 waren bereits 25 Zusagen eingegangen.

Wir räumten Wohn- und Eßzimmer aus und stapelten alles in das dritte und das Schlafzimmer. Der Raum für die Party war geschaffen, doch der Rest der Wohnung hatte unverkennbare Züge von Chaos angenommen.



Salate, Knabberglück, Getränke und alles was sonst noch ausstand waren schnell vorbereitet und besorgt. Fehlte nur noch ein Zettel für unsere Nachbarn im Hausgang aufzuhängen und die Vorbereitungen waren mehr oder weniger pünktlich abgeschlossen. Die Party konnte steigen. Was sie - nach anfänglichen "Startschwierigkeiten" - auch tat...

Wir befürchteten schon - entgegen unseres Wunsches - eine Sitz-, Steh- und Quassel-Party zum Abschluß unserer Zeit in München zu erleben. Ausser einigen angeregten Gesprächen und allgemeinem "Wer bist Du denn?" und "Woher kennst Du die beiden?" verlief die Party zunächst eher schleppend. Gegen 1:00 Uhr - als die Vodka-Bulls bei Mike ihren Dienst verrichtet und sich alle soweit kennengelernt hatten - entwickelte sich aus dem lockeren Zusammensein eine Party nach unserem Geschmack.



Meine Boxen, die ich Frank seiner Zeit für 50.- DM abgekauft hatte, mussten jetzt ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Mike legte wie immer in unvergleichlicher Manier alle altbekannten Hits auf. Von "Neue Deutsche Welle" bis hin zu Seeed der musikalischen Neuzeit, wir rockten zu allem. Die Zeit verging wie im Fluge und wir vergaßen völlig, dass vielleicht auch einer der eingeladenen Nachbarn an der ausgelassenen Stimmung teilhaben wollte. An schlafen war wohl im ganzen Haus nicht zu denken. Oder doch?

Am Morgen danach einigten wir uns darauf, dass es zwischen 5:00 und 6:00 Uhr gewesen sein musste, als die Party ihr rühmliches Ende fand. Der harte Kern der Partygesellschaft hatte sich um 11:00 Uhr (es war dann schließlich doch kurz vor 12:00) zum Frühstücken im "Faun" verabredet. Die einen versuchten, die Erlebnisse der vergangenen Nacht mit bisher erlebtem zu vergleichen, scheiterten daran jedoch genauso wie andere, sich mit gespieltem Genuß etwas Essbares zuzuführen. Im Laufe des Frühstücks erhellten sich zusehens die Gemüter und nach dem dritten Kaffee hielten auch bei den Angeschlagensten die Lebensgeister wieder Einzug. Gegen 15:00 Uhr löste sich die Gesellschaft langsam auf. Die Auswärtigen machten sich langsam auf in Richtung Heimat und wir zurück in unsere Wohnung.

Heute war nicht mehr an Umzug oder weiteres Packen zu denken. Wir kümmerten uns noch mehr recht als schlecht um das Chaos und gaben schließlich den Zwängen der Natur nach und legten uns schlafen, um für den nächsten Tag gestärkt wieder ans Werk gehen zu können.

Bleibt an dieser Stelle nur noch eines zu schreiben: VIELEN DANK an alle, die uns den Abschied aus München so schwer wie möglich gemacht haben. Gute Nacht...

Montag, 15. Januar 2007

Tauchen und Spanisch lernen


JK - Was macht man, wenn man sich dazu entschieden hat, in ein fremdes Land auszuwandern? Richtig, man macht einen Plan. Und was ist dabei besonders wichtig? Auch richtig, man überlegt sich, was man noch alles zu lernen und zu üben hat, um sich in der neuen Heimat zurecht zu finden und wohl zu fühlen.

Wir flogen wie geplant am 31.01.2006 mit Condor und folgendem Urlaubsplan im Gepäck nach Punta Cana:
  1. Je eine Woche Spanischkurs in Santo Domingo und in Sosúa
  2. Eine Woche Tauchkurs (den hat Tanja uns zu Weihnachten geschenkt) - parallel zum Spanischkurs - in Sosúa
  3. Vom 13. bis 16.01.2007 Strand und Sonne genießen, bevor der Plan "Barcelona" in die heisse Phase geht
  4. Rückflug am 16.01.2007

In München hatte ich einige Spanischkurse beim Instituto Cervantes besucht und dachte, damit schon ganz gut für die spanisch-sprechende Welt gerüstet zu sein. Punta Cana und der Rest der Dominikanischen Republik belehrten mich schnell eines besseren. Tanja musste - wie in den bisherigen Urlauben in spanischsprachigen Ländern auch schon - wieder an die Front.

Soweit so gut. Nach einer intensiven und anstrengenden Woche in der Hauptstadt Santo Domingo waren wir nicht böse, uns für die zweite Woche in eine eher ländliche Gegend nach Sosúa im Norden der Insel zu verabschieden. Es galt, den anstehenden Tauchkurs, die zugehörige Theorie und den Spanischkurs unter einen Hut zu bekommen. So hieß es morgens von 9:00 bis 13:30 Uhr Spanisch lernen, sich danach auf dem kurzen Weg zur Tauchschule noch schnell einen kleinen Imbiss zu gönnen um dann am Nachmittag Tauchen zu gehen und jeden Tag einige Kapitel der Theorie zu lernen. Nach einer Woche war der minder gute Spanischkurs zu Ende und wir dürfen uns jetzt OWD (Open Water Diver) nach PADI-Machart nennen.



Nun könnte man sich fragen, was man eine Woche ausser Tauchen und Spanisch lernen alles in Sosúa, einem eher abgelegenen Dorf alles unternehmen kann. Aufgrund der großen Anzahl von Touristen ist die nächtliche Infrastruktur allerdings bestens ausgebaut. Ein Restaurant nach dem anderen lockt mit unschlagbaren Angeboten, eine Bar schließt an die andere an. Doch wir hatten andere Sorgen.

So hatten wir uns z.B. noch um einen Transporter für den Umzug und einen Flug von München nach Barcelona zu kümmern. Eine Wohnung in Barcelona hatten wir bislang auch noch nicht. Aus diesem Grunde bestanden unsere Abende nach dem Spanisch- und Tauschkurs meist darin, in einem der Internetcafes zu sitzen, Wohnungen, Transporter oder Flüge zu suchen und anschliessend erschlagen ins Bett zu fallen.

Es war wie verhext. Wir hatten zwischenzeitlich sogar zwei Wohnungen online angemietet, dem einen deutschen Vermittler eine Anzahlung überwiesen und einem anderen, ebenfalls deutschen Anbieter, unsere Kreditkartendaten übermittelt, doch die Absage des einen kam prompt, wegen eines Systemfehlers sei die reservierte Wohnung doch schon vergeben, beim anderen hiess es aufgrund eines Fehlers auf der Webseite würde die besagte Wohnung statt 1.000,- satte 4.000,-€ für vier Wochen kosten. "Soll ich Ihnen die Wohnung trotzdem reservieren?" war die Frage des Vermieters. "Dann lieber doch nicht, danke!". Die bereits per Kreditkarte bezahlten 1.000.- € wurden uns zum Glück problemlos rückerstattet. Schließlich konnten wir einen Flug und den Transporter buchen, eine Wohnung hatten wir jedoch zum Zeitpunkt des Rückfluges noch immer nicht gefunden.

Irgendwie beschlich mich das Gefühl, als ob der Urlaub keine so gute Idee gewesen ist. Viele Dinge blieben unerledigt und mussten jetzt mit Hochdruck angegangen werden. Vielleicht hätten wir uns ein wenig Stress ersparen können, hätten wir auf den Urlaub verzichtet. Sei's drum, es war klasse, wir haben unser Spanisch ein wenig verbessert und Tauchen können wir jetzt auch. Die Erholung war allerdings schnell aufgebraucht...