Mittwoch, 24. Januar 2007

Warum Barcelona?

JK - "Warum wollt Ihr denn nach Barcelona auswandern?", diese Frage haben uns viele gestellt und uns meist darum beneidet. "Erstens wollen wir eine weitere Fremdsprache lernen, eine andere Kultur erkunden und ausserdem ist der Winter in Barcelona um einiges erträglicher als in Deutschland.", so unsere Antwort auf die Frage. Wie zum Trotz darauf begann es gegen Abend des Dienstag (23.01.20007) und die ganze Nacht auf Mittwoch, zu schneien. Vorher war Kischblüte und Biergarten im Januar angesagt, zu unserem Umzug hieß es Schnee schippen und Eis kratzen. Zum ersten und für lange Zeit auch letzten Mal in diesem Münchner Winter...

Am Morgen des Mittwochs ging in München nicht mehr viel. Schon am Abend zuvor hatte ich mich auf eine längere Anfahrt an den Flughafen eingerichtet und dachte, mit insgesamt fast drei Stunden hierfür ganz gut geplant zu haben.

Der Flug DE 942 der Condor sollte planmäßig um 12:00 Uhr von München Richtung Sonne, Sand, Strand und Meer starten. Das herrschende Schneechaos machte es mir jedoch nicht leicht, diesen wichtigen Schritt erfolgreich hinter mich zu bringen. Kurz nach 9:00 Uhr stand ich an der Bushaltestelle Richtung Bahnhof vor unserem Haus. Und es geschah nichts. Kein Bus, kein Taxi, einfach nichts. Nur langsam dahinrutschende Autos und vereinzelt ein paar mutige, unverwüstliche Fahrradfahrer. Die Minuten verrannen zusehens aber bis jetzt noch kein Grund, wirklich nervös zu werden. Unangenehm war das Gefühl jedoch schon, nicht zu wissen, wann und vor allem wie an den Flughafen zu kommen war.

"Irgend etwas muss geschehen, sonst verpasse ich meinen Flug", dachte ich mir. Ich erinnerte mich an die unverwüstlichen auf den Fahrrädern, die ich eben noch die Bushaltestelle habe passieren sehen. Kurz entschlossen schnappte ich mir mein Fahrrad, zog die Handschuhe und meine Mütze an und begann meinen Kampf gegen den Schnee in Richtung Bahnhof. So hatte ich mir die Reise Richtung Sonne, Sand, Strand und Meer nicht vorgestellt. Ich erreichte schließlich eine S-Bahn, welche mich noch rechtzeitig auf den Flughafen brachte. Mein Fahrrad steht bis zum heutigen Tag abgeschlossen und einsam am Bahnhof in München.

"Noch Gäste nach Barcelona?", hörte ich bei meiner Ankunft am Condorschalter die Dame bereits rufen. Logo, ich! Und viele andere, abgekämpfte und nasse Gestalten vor dem Schalter auch. Ich war der Vorletzte, der noch eingecheckt wurde, bevor der Flug geschlossen und wir auf unsere Odysee nach Barcelona geschickt wurden. "Gehen sie bitte unverzüglich an ihr Gate. Sie sind spät dran.", entließ mich die Dame am Schalter. Danke für die Info, aber das wußte ich schon. Draussen schneite es weiter. Der Flughafen glich eher einer Erlebnislandschaft im Winter, denn einem Flughafen.


Damit aber noch nicht genug. Dort wo auf den Bildschirmen und Anzeigen sonst immer Flugdaten flimmern, war an diesem Morgen nur gähnende Leere und Schwärze zu erkennen. Ein Computerausfall hatte zu allem Überfluss nicht nur den Flugverkehr draussen, sondern auch das Auffinden den richtigen Gates drinnen fast unmöglich gemacht. Am Gate angekommen stand ich mit meinen Liedensgenossen vor einem geschlossenen Schalter. Keine Menschenseele zu sehen. Ich war doch spät dran, dachte ich. Es hieß also warten, warten, warten... und es schneite weiter. Aber ich war hier, auf dem Flughafen, einen großen Schritt näher an unserer Zukunft in Barcelona.

Als irgend wann die Computer wieder ihren ihnen zugedachten Dienst verrichteten, wurden die Listen der für den heutigen Tag noch geplanten Flüge zusehens kürzer. Sollte ich dann doch umsonst hier her gekommen sein, würde ich noch nach Barcelona fliegen dürfen, muss ich hier vielleicht sogar übernachten? Fragen über Fragen, auf die langsam aber sicher Antworten zu finden sein würden. Der Flieger der Condor - meiner - war als einer der letzten vor der fast einstündigen Sperrung des Flughafens gelandet und stand mittlerweile vor dem Gate. Immerhin.


Um kurz vor eins durften wir einsteigen. Man schien noch mit unserem Start zu rechnen, fragte sich nur, wann? Drinnen begann zunächst das Warten, mit vielen, sich wiederholenden Fragen an die Stewardessen. Letzlich meldete sich der Pilot selbst zu Wort: "... Wir haben die Türen geschlossen und sind bereit, zu starten. Uns wurde ein Slot für 15:30 Uhr zugeteilt. Leider können sie im Moment das Flugzeug nicht verlassen, da ansonsten der Slot verfällt und der Start sich weiter verzögern würde. [...] Ich möchte sie noch um ein wenig Geduld bitten, sobald ich weitere Neuigkeiten für sie habe, melde ich mich wieder bei ihnen." Ende der Durchsage. Keiner verließ vor dem Hintergrund dieser Durchsage das Flugzeug und wir starteten um 16:00 Uhr vom winterlichen München nach Barcelona. Ich hatte es tatsächlich geschafft.

Nach guten zwei Stunden Flugzeit lag es dann schließlich vor mir, BARCELONA!!! Das erste Mal, dass ich diese Stadt sehe, das erste Mal, dass ich in dieser Stadt war. Die Uhr zeigte mittlerweile 18:15 Uhr an.


"Die Vermietstation ist in der Avinguda Onze de Septiembre.", sagte ich in meinem holperigen Spanisch dem Taxifahrer. "Welcher der beiden?", fragt er mich daraufhin. Jetzt war guter Rat wieder teuer. Mir blieb nichts anderes übrig als meine Reservierungsbestätigung zu zücken, dem Taxifahrer mein Handy in die Hand zu drücken und bei der Station anzurufen. Ich hoffe der weiß, dass ich hier zu deutschen Konditionen telefoniere, dachte ich mir. Das Problem lies sich leicht klären und ich konnte den Transporter inklusive Schneeketten (!!!) anmieten.

Mein GPS fand sich auf Anhieb in der neuen Umgebung zurecht und ich machte mich auf die Fahrt in die Innenstadt. Der Schlüssel von Dagmar musste ja noch geholt werden.

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