Montag, 10. Dezember 2007

Watt und Volt

TR - Wir hatten Glueck! Der zuletzt beschriebene Temperatursturz hat nur 4 Tage angehalten. Angeblich sei eine Kaeltewelle aus Europa uebers Land gezogen. Voellig untypisch. Nun haben wir also seit ueber 2 Wochen wieder ganz ordentliches Wetter. In der Mittagspause lassen wir bei angenehmen 15 Grad die Sonne auf die Nase scheinen und morgens, wenn ich das Haus verlasse, sind es auch schon ueber 10 Grad. Wir haben ein grosses Kissen an die Balkontuere im Wohnzimmer gelegt und jetzt pfeift der Wind auch nicht mehr so rein.

Die letzte Stromrechnung hatte uns zunaechst einen ziemlichen Schrecken eingejagt, statt der ueblichen 13 Euro sollten wir auf einmal das fuenffache zahlen und ueber 500 KW verbraucht haben.... Mein Telefonat mit der Stomgesellschaft verlief muehsam. Erst komme ich ewig nicht durch und dann kaempfe ich mit heftigen Sprachproblemen. Was heisst denn nur auf spanisch Stromverbrauch, Stromzaehler, Watt und Volt?? Der freundlichen Kundenbetreuer (oder ist dies eine Frauenstimme?) wechselt auf englisch, doch das hilft mir nicht wirklich weiter. Ich stottere vor mich hin, komme mir vor wie der letzte Depp, antatt mich zu erloesen und selbst den Hoerer zuergreifen, amuesiert Joerg sich praechtig, wie ich verzweifelt ein irres Kaudelwelsch aus englisch und spanisch stammele.

Zwar hat sich mein Hoerverstaendnis stetig gebessert, insbesondere strengt es mich nicht mehr so an zuzuhoeren und die Schweissausbrueche am Telefon in der Arbeit haben sich gelegt (oder liegt das nur an den kuehleren Temperaturen???). Selber zu sprechen ist allerdings nach wie vor holprig, muehsam und voller Fehler. Eigentlich wollten wir im Herbst einen neuen Kurs der Sprachschule besuchen, doch der Kurs kam aufgrund zu wenig Teilnehmer fuer unser Niveau nicht zustande.

Gestern habe ich in einem meiner Lieblings-Latino-Radiosender, eine nette Reklame gehoert, die mich an meine Sprachprobleme hier erinnert. In der Werbung fuer gebratene Bananen wird deren unterschiedliche Bezeichnung in den verschiedenen Laendern Lateinamerikas aufgesagt. Mittlerweile ist mir sehr klar, weshalb mir das hier am Anfang alles sehr „spanisch“ vorkam und ich fast nichts verstand... und dass das nicht nur an der unterschiedlichen Aussprache lag...

Montag, 19. November 2007

Der Winter kündigt sich an

TR- Das Warten zahlt sich aus! Vor rund 6 Wochen hat Jörg bei Telefonica einen Festnetzanschluss beantragt und nun, am Freitag Nachmittag kam der Elektriker, und hat die Kabel verlegt. Die Konstruktion sieht zwar noch etwas abenteuerlich aus, aber wir können jetzt tatsächlich Anrufe empfangen. Was nicht selbstverständlich ist: Nachdem bei meiner Kollegin neulich der Anschluss verlegt worden war, klingelte das Telefon statt bei ihr, beim Nachbarn und es vergingen fast 2 Wochen bis das Problem gelöst war! Unser Telefon hingegen funktionierte zu unserer Freude auf Anhieb.

Für diejenigen, mit denen wir nicht in regelmäßigem Email/Chat-Kontakt stehen nun ein Update über unser Leben hier. Da momentan in Spanien alle (und vermutlich auch die meisten Deutschen) übers Wetter reden, will ich mich nicht davon ausnehmen…:

Unglaublich, ist es wirklich gerade erst einen Monat her, als wir das letzte Mal beim Baden im Meer waren? Die Strände im Norden, an der Costa Brava gelegen, hatten wir über Monate jedes Wochenende aufgesucht und immer wieder neue romantisch zerklüftete Buchten mit feinsandigen Stränden vor türkis-farbenem Meer entdeckt. Doch seit Oktober war mir das Wasser dort zu frisch geworden, und so machten wir einen Ausflug an die südlich von Barcelona gelegene Costa Dorada nach Cambrils und entdeckten einen von Felsen und üppiger Vegetation umgebenen riesigen Traumstrand bei Hospitalet de L' Infant.

Ein paar Tage später verbrachten wir den Abend mit unserem Besuch Roland auf einem unserer Lieblingsplätze in der Altstadt und aßen leckere Tapas und tranken Vino tinto. Trotz meiner Sommerjacke wurde es mir erstmals etwas kühl. Doch als Roland ein paar Tage später von seinem Kurztrip nach Südfrankreich zu uns zurückkehrte, mussten wir ihn und uns enttäuschen und zum ersten Mal nach vielen Monaten das Innere eines Lokals aufsuchen. Von einem Tag auf den anderen war es (zumindest für mich) vorbei mit Sandalen. Jörg hatte sich vorgenommen bis mindestens November keine geschlossenen Schuhe anzuziehen – es ist ihm gelungen!

Als uns über Allerheiligen Mike besucht, ist dieser zwar etwas skeptisch, wagt er sich dann aber auch mit kurzer Hose und Flip Flops aus dem Haus.
Am Wochenende stapfen wir auf den oberhalb des Hafens gelegenen barceloneser Hausberg Montjuic. Dank Mikes Tipps entdecken wir oben eine sonnige und windgeschützte Chill-Out-Bar, in deren bequemen Klappsesseln wir den Nachmittag über relaxen. Sanfte Cafe-del-Mar-Musik schwingt in unseren Ohren und leckerer Grillgeruch steigt uns in die Nase. Es wird die katalanische Spezialität Butifarra mit gegrilltem Maikolben serviert. Seit Jörg Anfang des Jahres auf einem Markt ein minder-wertiges Butifarra-Brötchen gegessen hat, kann er selbst diese knackig-saftige grobe Bratwurst nur noch als fettig-ungenießbar einstufen. Was soll’s, Mike und ich lassen’s uns schmecken!
Auch letztes Wochenende zum Start der Segelregatta „Barcelona World Race“ (mit 2 Mann pro Boot nonstop um die Welt) lachte die Sonne und lockte fast allen (Touristen) die Zehen aus den Schuhen. Aber da lass auch ich mich nicht lumpen und gehe zumindest zeitweise im T-shirt.

Seit 4 Tagen ist nun auch hier die Kälte eingekehrt, kühle 8 Grad morgens, wenn ich das Haus verlasse. Die Blätter haben angefangen, sich gelb zu färben und der Wind hat schon einige davon getragen.

Gestern saßen wir über drei Stunden im Straßencafe am Monumental, zwei Straßenblöcke von unserer Wohnung entfernt. Die Sonne wärmt Gesicht und Hände, das Thermometer gegenüber zeigt 15 Grad an.

Später betrete ich unsere Wohnung und spüre, wie die Kälte in Sekunden in meinen Körper eindringt. 15 Grad Zimmertemperatur ohne die wärmenden Sonnenstrahlen, ist zu kalt. Doch, dank unseres 2500 Watt Heizlüfters kann ich verfolgen, wie die Kommastellen auf dem Thermometer sich schnell nach oben bewegen und schon eine halbe Stunde später erreicht die Skala knapp 20 Grad, ich kann unter der Decke wieder hervor kriechen. Ich will noch ein bisschen Hauhaltsdinge erledigen und schalte die Waschmaschine an. Ein großer Knall und alles ist still. Die Geräuschkulisse aus Heizlüfter, Waschmaschine und Reggae-Musik ist verstummt- Die alten Leitungen sind einfach nicht für hohe Leistungen ausgelegt....

Donnerstag, 24. Mai 2007

Espanyol

TR - Nachdem Deutschland seit Wochen in der Hitze „schmort“, können wir Euch vielleicht mit unseren angenehmen, frühlingshaften Temperaturen etwas neidisch machen!?! Das Thermometer klettert kaum höher als 24 Grad und das Beste: abends sitzt man gemütlich und leicht bekleidet draussen bei lauen 20 Grad! Fast täglich ziehen ein oder zwei heftige Regenschauer über die Stadt und waschen den Pollenstaub aus der Luft. Alles blüht und erstrahlt in saftigem Grün, so dass die Barcelonesen ihre Stadt nicht wieder erkennen!

Am vergangenen Wochenende nutzten wir die Sonne und glitten erstmals mit unseren Inlines über spanischen Boden, skateten erst durch die Stadt und dann die Uferpromenade entlang und entspannten uns schliesslich am Strand. Ein angenehmes Lüftchen säuselte unsere Körper entlang und Jörg wagte sich in die Fluten des Meeres.

Auch sprachlich lassen wir uns mittlerweile im lauwarmen Meer treiben, wie angenehm, nach dem Sprung ins eiskalte Wasser der spanischen Sprache vor fast 4 Monaten.

Seit Anfang März, seit Eveline, meine Schweizer Vorgängerin in ihre Heimat zurückgekehrt ist, muss ich ebenfalls an die Hotline. Der Telefondienst in den ersten zwei Wochen war der Horror:

Ring! Rrrrring! Rrrrrrrrrrrring! Höchste Konzentration, Körper in Alarmbereitschaft!
- „Ja bitte“
- „Asndjkhuiofyf djioewh odjf`sdfafj odfs`fjiojf gjioafdgà sjffi asdnañhdjkxnidhf“
Äh? Hm? Ich habe kein Wort verstanden, schnell meine Ausrede:
-„Entschuldigen Sie, ich bin neu hier.“
- „sndñjkandñfd jdasfjfja nduigfshdf klfadfahf fjsdklñfjsf!!!“
- „Bitte sagen Sie mir Ihre Telefonummer, dann ruft sie meine Kollegin zurück.“
- „94 786 65 32“
- „Ich wiederhole: 9 4 7 9 6...”
- „No, „94 786 65 32“ O.k., also noch einmal:
- „94 6 8 6 6 5 3 2“
- „No, no, no!!! 9 4 7 8 6 6 5 3 2!!!
Spätestens nach dem vierten Anruf bin ich fix und fertig, schweissgebadet und das Schlimmste: etliche weitere stehen bevor!

Eveline hat mir zum Glück einen guten Tipp gegeben, den ich (bis heute) eifrig befolge: Sie notierte sich einfach den Namen und den Ort der anrufenden Apotheke soweit sie beides versteht und dazu die Postleitzahl und sucht anschliessend in der Kundendatenbank oder bei Neukunden im Internet auf den Gelben Seiten nach der Apotheke. Das klappt (fast) immer!

Mit der Sprache geht es aber mittlerweile bei uns beiden deutlich aufwärts. Die tägliche Herausforderung in der Arbeit, der Umgang mit Kollegen und Kunden fördern das Hörverständnis enorm und natürlich auch unsere Ausdrucksfähigkeit. Meine Kollegin Isabel und der Telefondienst in der Arbeit sind eine harte Schule. Ich hatte ja anfangs erwähnt, dass Isabel erfolgreich versucht, Eddy Murphy Konkurrenz zu machen...

Jeden Tag kommen ein paar neue Vokabeln hinzu. Meistens realisiert man es gar nicht, da die Worte einfach unbemerkt durchs mehrfache Hören oder Lesen ins Gedächtnis übergehen. Leider schleichen sich ebenso leicht die Grammatikfehler ein, man muss sie nur oft genug wiederholen, dann denkt man, so sei es korrekt.

Um dem entgegen zu wirken, besuchen wir seit Ende April einen Spanisch-Sprachkurs, 4 Stunden die Woche und nun haben wir das Gefühl, dass es nun auch mit der Grammatik voran geht. Wir lesen fliessig die kostenlosen Zeitungen in der U-Bahn und so ueben wir nicht nur das Spanisch, sondern lesen in den Zeitungen auch „gezwungenermassen“ die Artikel in Katalan, versuchen es zumindest.

Immerhin erkenne ich jetzt, im Gegensatz zu den ersten Wochen, meist bereits nach den ersten ein, zwei Sätzen, dass es sich um Katalan handelt. Ein bisschen nervig ist es hier schon, man empfängt kaum einen Radio- oder Fernsehsender auf Spanisch und in den regionalen kostenlosen Zeitschriften sind die Lokalnachrichten ebenfalls oft in Katalan geschrieben. Die gesprochene Sprache zu verstehen ist meist sehr schwer bis unmöglich, die Aussprache erinnert eher an slawische Sprachen, lesen ist dafür etwas einfacher, da es sich um eine romanische Sprache handelt und daher die Wortstämme oft ähnlich wie im Spanischen oder Französischen sind, z.B.

Spanisch – Französisch - Katalan
la playa – la plage – la platja
el año – l’année - l’any
por favor – s'il vous plait – s'is plau
pedido – commande – comanda

So rate ich immer ein bisschen und denke mir den Rest dazu. Eines Morgens war ich allerdings doch ziemlich verwirrt. Ich kam zur U-Bahn runter, die im Tunnel, fast ohne Fahrgäste wartete und auf der Anzeigetafel stand irgendetwas von „atentat“, im Spanischen „atentar = ein Attentat verüben“. Da die Medien voll sind mit den Attentaten des „11-M“, den Anschlägen vor 3 Jahren in Madrid, wurde mir doch etwas anders. Schnell rief ich meine Kollegin Isabel an und klingelte sie aus dem Bett, damit sie mir den Text korrekt übersetzte, und, na klar, hier kam wieder die Nähe zum Französischen zum Tragen:... „attendre“ = warten....

Die Ähnlichkeit der beiden Sprachen und die alltägliche Präsenz des Katalan führt (leider) auch dazu, dass meine spanische Rechtschreibung leidet und ich mittlerweile viel zu oft (ohne es zu merken) die Katalanische anstelle der Spanischen benutze. Ich befürchte, das wird sich auch nur schwer vermeiden lassen, schließlich geht es vielen Katalanen auch nicht anders....

In diesem Sinne: Adeu

Montag, 2. April 2007

Herzinfarkt im Maklerbüro

Schon wieder ist ein Monat ins Land gezogen... Nachdem wir, wie zuletzt berichtet, unsere Zwischenmiete um drei Wochen verlängern konnten, ging die mühevolle Wohnungssuche weiter. Und weiter hieß es nahezu jeden Tag nach der Arbeit, sich Wohnungen anzuschauen oder danach im Internet und in Zeitungen zu suchen.

Doch, kurz von dem ultimativen "Rauswurf" aus der Wohnung tat sich ein Licht auf. Jörg besichtigte an jenem Freitag 3 Wohnungen, die alle, unglaublich aber wahr, wahrhaftig schön waren. Alle neu renoviert. Eine kam zwar nicht in Frage, da sie erst ab Mai frei würde, die anderen waren richtig nett verwinkelt und mitten im Stadtzentrum, am Rande von Raval. Abends besichtigten wir gemeinsam noch zwei weitere Wohnungen in ein und demselben Haus und waren begeistert: nagelneu renovierter Altbau, hell und sogar mit Balkon! Uns war sofort klar, eine dieser beiden Wohnungen wollten wir haben! Da war dann die Qual der Wahl. Für welche sollte man sich zuerst bewerben? Einen Tag später, Samstag Nachmittag gingen wir daher extra noch mal zu dem Haus und beobachteten, wie die Sonne wanderte. Nach einiger Zeit war klar, welche Wohnung die deutlich hellere und damit bevorzugte war.

Nun begann die Zitterpartie. Werden wir unserer Wunschwohnung bekommen, und was machen wir, wenn nicht? Am Montag also erstmal schnell unsere Ausländerbescheinigung, Bescheinigungen unserer Arbeitgeber und mein erster spanischer Gehaltszettel an das Maklerbüro übermittelt. Dann abends, ich los, um die anderen Wohnungen, die Jörgs zweite Wahl waren, auch noch anzuschauen. Von den Wohnungen war ich ebenso angetan wie Jörg. Doch die Lage war schon etwas zweifelhaft. Zwei Häuser vornedran haben zwei Prostituierte ihr Revier, vor dem Nachbarhaus ist der Sammelplatz einer Horde junger Südamerikaner und drei Häuser in die andere Richtung weiter offeriert ein Shop auf einem englischsprachigen Aushang "Cannabis Seeds". Die Maklerin machte mich gleich mit der halben Nachbarschaft bekannt... die Wohnung könnten wir also haben.

Am Dienstag dann der Makleranruf einer anderen Wohnung, die wir ein paar Tage vorher beichtigt hatten, dass wir sie auch haben könnten. Was tun? Spatz in der Hand oder Taube auf dem Dach? Also, erstmal Zeit schinden und noch mal nachhaken bei dem Maklerbüro unserer ersten Wahl. Email, dass es dringend, sei, und wir schnell Bescheid bekommen müssen.

Mittwochs, vor der Arbeit, mache ich mich nochmals auf den Weg nach wieder einer neuen Wohnung in toller Altstadtlage. Ich besichtige gerade die (wieder einmal) unrenovierte, baufaellige, versiffte Dachgeschosswohnung, als mich die Maklerin der Wohnung unserer ersten Wahl anruft. Wir könnten die Wohnung haben. Juchu, yipee, wow, unglaublich, hüpf, hüpf! Endlich mal Glück gehabt! Allerdings koennten wir erst in einer Woche einziehen, da sie noch kein Strom/Gas /Wasser habe. Schluck.

Wir sollen am Freitag ins Maklerbüro kommen und Miete, Kaution, etc., insgesamt rund 2.500 Euro in bar mitbringen. Wie bitte??? Ich stottere etwas von Überweisung oder Einzahlung, doch die Dame besteht auf Bargeld. Was tun? Klar, wieder erstmal Zeit gewinnen. Zusage, o.k., wir werden kommen.

Ich, in der Arbeit das ganze meiner Kollegin erzaehlt, ob das sein kann. Glücklicherweise hat sie einen Bruder, der im Maklergeschäft tätig ist und der bestätigt, dass Barzahlung, auch solcher Summen, in Spanien üblich ist. Nun gut, andere Länder andere Sitten, aber ein gutes Gefühl gibt mir diese Nachricht trotzdem nicht.

Was machen wir nur mit dem Einzugstermin? Wir müssen definitiv bis zum Wochenende unser Apartment verlassen. Jörgs Chef ist gerade in der Stadt und so machen sich die beiden auf dem Weg zum Maklerbüro und diskutieren so lange, bis wir doch schon zum Wochenende einziehen können. Strom gäbe es mit 125 Volt und Wasser fließe auch. Na also.

Freitag früh dann mit 2.500 Euro in der Hosentasche, Herzklopfen bis in den Hals und einem Adrenalinspiegel an der oberen Grenze dichtgedrängt in der U-Bahn zum Maklerbüro. Auf dem Weg dorthin verlaufen wir uns auch noch, gehen zunächst drei Blocks in die falsche Richtung. Völlig abgehetzt und nassgeschwitzt kommen wir dann im piekfeinen Büro an.

Die Maklerin reagiert völlig nervös, als wir bei der ersten Unterschrift, die Jörg zu leisten hat, den Text nicht verstehen und im Wörterbuch nachschauen wollen. Barsch fährt sie uns an, wie wir uns das vorstellen, ob wir jetzt jeden Satz einzeln übersetzen müssen, sie hätte heute noch andere Termine. O.k., Ruhe bewahren. Sie erklärt uns Absatz für Absatz des x Seiten langen Mietvertrags unsere (Rechte und) Pflichten. Jörg unterschreibt (ich werde lediglich als legaler Bewohner erwähnt), wir legen die knapp 2500 Euro auf dem Tisch.
Sie verschwindet mit dem Geld und Vertrag und bringt eine Kopie des Vertrags wieder. Die Originale werden an irgendein Amt geschickt. Und eine Quittung? Nein, die bekommen wir nicht, wir bräuchten sie nicht.

Mein Herz rast, ich schnappe nach Luft. Ich soll hier das Geld barzahlen und bekomme noch nicht einmal eine Quittung? Ausgeschlossen! Ohne Quittung verlasse ich das Haus nicht! Die Maklerin regt sich ungefähr genauso auf wie ich, und sagt, hier, in dem Mietvertrag stünde, dass wir die Kaution gezahlt hätten. O.k., und die restlichen 1500 ???? Hier auf diesem Zettel und diesem Blatt. Keine Unterschrift, kein Stempel, nichts. Kann schlicht jeder schreiben und ausdrucken. Das akzeptiere ich keinesfalls! Wenn ich eins aus meiner juristischen Ausbildung gelernt habe, dann das. Wutentbrannt knallt die Maklerin den Stempel auf die Schriebe und setzt ihre Unterschrift drunter. Warum denn nicht gleich?

Wir verlassen das Büro, ich zittere am ganzen Leib, mein Puls sprengt fast die Adern und Jörg meint, er könne mich gleich mit Herzinfarkt und Nervenzusammenbruch in die Klinik bringen. Auch heute, wenn ich diese Zeilen schreibe, kann ich es immer noch nicht glauben und fassen, was sich in diesem Maklerbüro zugetragen hat. Leider sollten die Aufregungen so schnell nicht aufhören.

Freitag, 2. März 2007

Wohnungssuche mit Überraschungen

TR - Gestern vor 4 Wochen sind wir hier angekommen, doch wirklich angekommen sind wir noch lange nicht. Nach wie vor gestaltet sich alles etwas mühsam. Dem Haarfärbemittel sei dank- so muss ich zumindest morgens im Spiegel nicht die wachsende Anzahl meiner grauen Haare sehen!

Um ein Haar wären wir nämlich ab übermorgen obdachlos geworden. Die Hauptmieterin unserer winzigen Wohnung hatte ihr Projekt in Deutschland beendet, und wollte zurück in ihre eigenen 4 (oder 8) Wände. Mit Bitten und Betteln und sofortiger Bareinzahlung der Miete auf ihr Konto war sie dann aber bereit, vorübergehend bei einer Freundin zu übernachten. Es bleiben uns maximal 3 weitere Wochen bis wir eine Wohnung gefunden haben müssen.

Kleiner Insidertipp für euren nächsten Barcelona-Urlaub: Wenn euch Gaudí zu schön ist, oder ihr alle seine Bauwerke schon bewundert habt, schaut mal bei einem Makler vorbei und fragt nach einer Wohnung bis 1000 Euro in der Altstadt. Ihr werdet Unglaubliches erleben!

Uns fiel zumindest die Kinnlade herunter, als wir in dem baufälligen Gebäude mit der völlig mit Graffiti zugesprayten Eisentür die unzähligen Stufen durch das dustere Treppenhaus erklommen hatten und der Makler dann nach minutenlangen vergeblichen Versuchen, die Wohnungstüre aufzuschliessen, Jörg den Schlüssel für erneute Versuche übergibt. Über völlig verdreckte und geplitterte Bodenfliesen betreten wir die kleine, unrenovierte Wohnung aus Uromas Zeiten. Angeekelt betrachten wir den versifften Duschvorhang über einer altertümlichen Duschwanne. Der steinerne Waschtrog in der Küche gibt mir den Rest. Der Makler führt uns noch in eine andere Wohnung im gleichen Haus und etwa im gleichen Zustand. Immerhin, der Geruch frisch gestrichener Waende steigt uns in die Nase, doch auch ein Lüftchen von draussen...einem Fenster fehlt das Glas! Wie grsszuegig: Den ersten Monat der 800,- Euro Kaltmiete würde man uns erlassen.

Wir suchen also weiter und werden tagtäglich mit neuen Überraschungen konfrontiert. Eine andere Wohnung neulich war eigentlich total schön, das ganze Haus komplett neu renoviert, allerdings mit 50 qm doch etwas winzig. Und leider liegt sie in dem unangenehmsten Eck vom Viertel Raval, die Prostitutas warten dort auf ihre Kundschaft und dafür sind die 950 Euro (warm) dann noch ein bisschen übertrieben, oder?

Somit verbringen wir unsere Abende mit Wohnungsbesichtigungen oder sitzen frustiert im Internetcafe und suchen nach weiteren Wohnungen...

Meine Tage sind ähnlich frustrierend wie die Abende. Ich verstehe die Spanier immer noch nicht, muss jetzt allerdings Telefondienst machen. Dieser erstreckt sich darin, dass ich mir nach mehrmaligem Nachfragen endlich die Telefonnummer des Anrufers richtig notiert habe, damit meine Kollegin dann zurückrufen kann. Nebenbei ertrinke ich unter der Flut von Bestellungen, Lieferscheinen, Angebotserstellungen, Rechnungen, Statistiken etc. Mittlerweile sind wir nur noch zu zweit im Büro und die Tage und Abende entsprechend lang. Eigentlich sollte ich ja auch noch 2 Wochen Spanischkurs bekommen, doch der wurde jetzt erstmal auf April verschoben, sofern bis dahin eine dritte Person eingestellt wurde!

Jörgs hatte heute eigentlich seinen ersten Arbeitstag, doch er kennt noch nicht mal die Adresse seines Büros! Bei ihm scheint alles etwas lockerer zu werden. Hoffentlich!

Nur noch ein Tag, dann ist endlich Wochende! Ein grosser Trost: hier soll das Wetter fruehlingshaft schoen werden. Juchu, denn das vorletzte war hier komplett verregnet und am letzten schien auch nur am Samstag die Sonne. Aber was soll ich Euch da sagen ;-)

Mittwoch, 14. Februar 2007

Die neue Welt

TR - 2 Wochen sind wir nun in der neuen Welt. Und neu ist immer noch alles, wenn auch das Gefühl der Fremde bereits etwas schwindet. Ein kilometerlanger Kennenlern-Spaziergang am Wochenende führte uns in etliche uns unbekannte Stadtviertel. Mittlerweile sind wir uns einig, dass wir, im Gegensatz zu unserem ersten Eindruck nun doch hier, im Barri Gotic wohnen wollen. So edel, herausgeputzt und bevorzugt Viertel wie Gracia oder Sagrada Familia sein mögen, sie sind uns einfach zu ruhig. Hier, in der Cuitat Vella, hier pulsiert das Leben. Hier sind die vielen netten Bars und kleinen Geschäfte, hier gibt es nie Siesta, weder tags noch nachts.

Das unwohle Gefühl, dass uns vor einer Woche beim ersten Gang durch das Immigrantenviertel Raval beschlich, hat sich gelegt. Der berühmte Markt an der Rambla am Rande von Raval ist wirklich sehenswert. Im vorderen touristischen Teil alles fein säuberlich herausgeputzt mit touristischen Preisen, aber hinten und an den Seiten, das echte Raval. Der Boden dreckig, die Ware nicht mehr pittoresk dargeboten und die Kunden mit dunkler Hautfarbe. Vorne Shrimps und Langusten mit Kilo-Preisen von 26 €, hinten dann für 10 €. Aber ueberall die lebenden Krebse, Langusten und Muscheln. Eine Auswahl an Fischsorten, die unsere Kenntnisse an Sorten bei weitem übertrifft. Hier macht es Spaß ueber den Markt zu schlendern.

Abends ziehen wir noch mal los ins Gassengewirr. Wir finden eine nette Kneipe, in der auch gerade noch ein Plätzchen frei ist. Die Leute sind zwar wie überall in der Stadt noch etwas gewöhnungsbedürftig, aber das wird schon werden. Da sind wir doch von München her ganz anderes gewöhnt. Barcelona ist für uns sehr alternativ, eher so wie Berlin. Die Kneipen, die Menschen, die Mode. Alles ziemlich abgeschlappt.

Später gehen wir noch in eine andere Bar, das „Milk“, hier ist es schon etwas gestylter und doch gemütlich. An den Nebentischen sitzen zwar amerikanische angetrunkene junge Frauen mit (wahrscheinlich) deutschen Männern, aber das tut der Bar keinen Abbruch. Und immerhin, die Mädels sind, im Gegensatz zu den meisten Spanierinnen, sehr hübsch anzuschauen. Also hübsche Spanierinnen oder Spanier haben wir noch keine gesehen. Allesamt häßliche Vögel. Erstaunlich, denn das hatten wir uns nun ganz anders vorgestellt. Gerade das Bild der rassigen Spanierin, das sucht man hier vergeblich. Hier hat man den Eindruck, sie versuchen sich gegenseitig in Hässlichkeit zu übertreffen. Auch wenn bei manchen noch ein bisschen Schönheit vorhanden wäre, so wird diese nicht etwa betont, nein, sondern noch versteckt!

Die architektonische Schönheit der Stadt hingegen hat sich uns an diesem Wochenende in voller Pracht bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften 18°C präsentiert. Da freut man sich, und vergisst, dass man vor einer Woche sich noch frierend in der winzigen Wohnung (ohne Heizung) mit dickem Fleecepulli unter der doppelten Daunendecke verkroch. Der Winter, so sagt man, sei hier nun vorbei….

Samstag, 10. Februar 2007

Stadtfest Santa Eulàlia

TR - Ganz schön voll hier, denke ich und schiebe mich durch die Menschenmassen auf dem Platz vor der Kathedrale. In der Luft liegt klassische Musik. Und nun sehe ich eine Bühne, auf der eine Ballettvorführung stattfindet. Wir erfahren, dass heute zu Ehren der Stadtpatronin, der Heiligen Eulalia, ein Fest gefeiert wird. Doch uns ist es hier etwas zu eng und die Show zu langweilig, daher laufen wir weiter zur Plaza Jaume, die aber ebenfalls voll gefüllt ist mit Leuten. Das hier ist allerdings wirklich sehenswert: hier zeigen die Castellers ihr Können und bauen menschliche Pyramiden, die wir schon in einem Barcelona Buch abgebildet gesehen haben. In Vierergrüppchen steigen sie aufeinander, die Pyramide wächst und wächst, bis zu sechs Stockwerke hoch. Zuoberst immer kleine Kinder, die an den Seiten hinaufkraxeln.


Diese Kletterer sind Gruppen der verschiedenen Stadtteile. Jede Gruppe eingehüllt in eine eigene Tracht in unterschiedlichen Farben. Einheitlich sind nur die breiten Gürtel aus Stoffbändern, die als Kletterhilfen benutzt werden. Erstaunlich, das ganze Spektakel scheinen sie nur für sich untereinander zu machen. Außer ein paar wenigen weiteren Zuschauern bestehen die meisten Zuschauer aus den Konkurrenzgruppen.

Wir schlendern hinunter zum alten Hafen, dem Port Vell, wo gigantisch große Segelboote auf ihren nächsten Einsatz vorbereitet werden. Auf der Mole ein riesiges Einkaufszentrum mit IMAX Kino, normalem Kino, Aquarium und vielen Restaurants. Wir fotografieren wie Segelboote nach einer Regatta in den Hafen einlaufen, die Spiegelungen des modernen Gebäudes, das Thermometer mit den untrügerischen 18° C und beobachten die BMX-Rad Artisten, die „mit dem Rad tanzen“.

Abends nach einer Stärkung an einem Strassencafe setzen wir zum zweiten Teil des Stadtfestes an: Auf der Avenida de la Catedral läuft eine Art Fastnachtsumzug. „Teufel“ der verschiedenen Stadtteile schwingen gigantische Wunderkerzen begleitet von wilden Trommlern. Pappmaschee-Drachen sprühen Feuer aus dem Schlund und den Nüstern hinein die Zuschauermenge. Kleine Kinder rennen und verstecken sich unter dem Feuerregen. Die Teufel tragen Schutzbrillen. Immer mehr und mehr Gruppen kommen die schmale Gasse hinunter, der Platz füllt sich und Trommelwirbel liegen in der Luft. Gleichzeitig entzündete Feuerregen hüllen den Platz in Licht und Rauch.

Wir wollen weiter zur Plaza Jaume durch die enge Gasse Bisbe, doch ein paar Minuten sind wir zu spät dran, denn nun ziehen sich die Drachen und Draculas genau durch dieses Gässchen wieder zurück. Wir versuchen zwischen zwei Gruppen durchzukommen, doch Zuschauer versperren den Durchgang. Die Drachen fühlen sich provoziert und sprühen ihr Feuer hinein in die zurückdrängende Menge. Hockend lässt Jörg den Feuerregen über sich ergießen.

Endlich auf dem Platz hat der Spuk sein Ende. Hier geht´s deutlich gemütlicher zu. Hier tanzt die ältere Generation den katalanischen Nationaltanz Sardana, begleitet von einem Live-Orchester. Sozusagen Rueda de Casino auf Katalanisch. Händchen haltend im Kreis bewegt man sich im Wiegeschritt, ab und zu ein paar Hüpfer zwischenrein. Mittanzen darf und kann jeder, die Jacken und Taschen lässt man auf dem Stapel im Zentrum der Kreise und reiht sich einfach ein. Der Takt ist schnell gefunden und ist ein Kreis zu groß, so bildet man einen weiteren innerhalb. Von einer Dame werden wir angesprochen, ich grübele und ehe ich überhaupt kapiere, dass ich ihre Worte gar nicht verstehen kann, antwortete Jörg schon, dass wir kein Katalán verstünden….Das ist genau das Problem, dass ich hier habe. Wenn jemand Katalán spricht, erkenne ich es nicht als solches, sondern versuche vergeblich das „Spanisch“ zu verstehen…

Nachdem sich das Orchester verabschiedet hat, sammeln sich die Verbleibenden zu einer Demo zu den Anschlägen 11-M. Die Sprecherin hat eine klare Aussprache, so dass ich ihr zumindest grob folgen und so zumindest nachvollziehen kann, dass es sich um die Anschläge in Madrid vor 3 Jahren handelt und dass sie für Gerechtigkeit kämpfen und die wahren Täter wissen wollen.

Mittwoch, 7. Februar 2007

Aller Anfang ist schwer

TR - Puh, die erste Woche in Barcelona liegt hinter uns. Neben dem spanischen Prepaid-Handy habe ich nun auch eine Sozialversicherungs-Nummer und die Ausländer-Nr. zumindest beantragt.

Da kommt man sich schon recht „aussätzig“ vor, wenn man zwischen all den verluderten Typen in der riesigen Schlange vor der Polizeibehörde, die sich quer über den ganzen Gehweg zieht, ansteht und dann noch erfährt, was man alles an Papieren braucht (die man nicht hat) und dass es 45 Tage dauert, bis man die Nr. zugeschickt bekommt. Aber den richtigen Schock habe ich gestern früh bekommen, als ich auf dem Weg zur „Seguridad Social“ eine Schlange von mehreren hundert Metern auf dem Gehweg sah…wie sich herausstellte, gehörte die Schlage zur Immigrationsbehörde, die Seguridad war ein paar Häuser weiter…

Die ersten 3 Arbeitstage habe ich nun auch überstanden. Wir sind zu dritt im Büro: Eveline, eine Schweizerin, an deren Stelle ich treten werde und Isabel, eine Spanierin. Isabel hat einen extrem starken spanischen Akzent („th“), mit dem ich so meine Mühe habe: Man stopfe sich den Mund voll mit Keksen und spreche dann extra schnell, weil man mit vollem Mund ja eigentlich nicht spricht…. Das ist Isabel!

Isabels Aussprache ist fast so schlimm wie das Katalán, die Sprache des täglichen Lebens hier. Da versteht man so gut wie gar nichts mehr und dann heisst es raten oder ignorieren, in der Hoffnung, dass die Information nicht wichtig war.

Meine Arbeitsstelle liegt in der Industriestadt Badalona zwischen lauter chinesischen Großhandels-Lagerstätten. Hier fühlt man sich dann noch verlorener, denn man kann noch nicht einmal die Schrift lesen… Mit der U-Bahn fährt dorthin fährt kaum jemand, leere Waggons die letzten paar Stationen und dann ein 10minütiger Fußweg. Eveline erzählte mir, dass dieses Viertel das Zweit-gefährlichste sei…

Tagsüber kämpfe ich mich im Moment durch mit Lieferscheinen und Rechnungen schreiben. Zum Glück muss ich im Moment noch nicht selber telefonieren, zuhören reicht mir schon zur Genüge.

Montag, 29. Januar 2007

Schnee...

JK - Nach einigen einsamen, aber trotzdem kurzweiligen Stunden hinter dem Steuer, hat er mich dann schließlich doch ereilt, der Winter: es hatte angefangen zu schneien!

Der Weg durch die Alpen erschien mir zu riskant ohne Winterreifen, zumal die Uhr zwischenzeitlich 4:00 Uhr morgens anzeigte. Durch das Rheintal war vermutlich die bessere Alternative. Nur: wie sag' ich's meinem Navi? Genau dieses nämlich meinte, es wäre jetzt an der Zeit von der Autobahn abzufahren. Ich musste irgendwo in der Nähe der Alpen sein, auf jeden Fall aber in Frankreich. Mangels besseren Wissens hielt ich mich also an den Rat meines kleinen Freundes und fuhr von der Autobahn ab. Ich sollte Richtung Genf fahren. Ok, die Richtung stimmte soweit.

Anfangs waren die Straßen noch breit, gut geräumt und ab und an kam mir auch ein Auto entgegen. Das sollte sich aber schnell ändern. Mein Navi zeigte eine Meereshöhe von 1.200 m an, die schnell auf über 1.700 m anstieg. Demtentsprechend nahm der Schnee zu und die Qualität der Straßen ab. Kaum noch Autos, deutliche 10 Grad unter Null und ich ohne Winterreifen. Auf einem Schild las ich "Geneve 78 km". Also noch 78 km auf dieser Straße, die sich zusehens zu einer Pass-Straße wandelte. Nein, dachte ich mir und kehrte um. Da war mir die Autobahn doch lieber, wenngleich vermutlich weiter. Der Weg auf die Autobahn war leicht gefunden. Es war mittlerweile 4:45 Uhr.

Langsam machte sich bei mir die Müdigkeit bemerkbar. Ich entschied mich, den nächsten Rasthof aufzusuchen und ein wenig zu schlafen. Ausserdem hatte ich Hunger, ein Croissant - immerhin war ich in Frankreich - wäre nicht schlecht gewesen. Der nächste Rasthof war - wie hätte es anderst sein können - geschlossen! Nix mit Croissant. Ich packte frustriert meinen Schalfsack aus und legte mich im Fahrerhaus quer auf die Sitzbank. Es dauerte nicht lange, da machte sich die Gurtschnalle des Beifahrers unangenehm bemerkbar. Ausser, dass die Breite des Fahrerhauses nicht zum ausgestreckten Liegen ausreichte, das Thermometer draussen minus 10 Grad anzeigte, ich kein Croissant bekommen hatte und mich die Schnalle zum verzweifeln brachte, war alles gut. Nach üppigen 2 Stunden Schlaf schwoll der Lärmpegel auf dem Rasthof dermaßen an, dass ich mich zur Weiterfahrt entschied. Auf das Croissant, welches ich mir an der jetzt geöffneten Tankstelle sicher hätte kaufen können, verzichtete ich frustriert.

Verschlafen, missmutig und mit einem tadellos erkennbaren Abdruck der Gurtschnalle fuhr ich weiter. Es war 7:30 Uhr und mir standen noch ca. 700 km Fahrt bevor. Zurück auf der Autobahn wollte ich die Scheiben mit der Waschanlage von sich ansammelndem Dreck reinigen, doch leider kam kein Wasser. Nicht weiter verwunderlich, in Barcelona erreicht das Thermometer selten die Nullgrad-Grenze und deshalb war die Scheibenwaschanlage schlicht eingefroren. Mir blieb also nichts anderes übrig, als an jedem zweiten oder dritten Parkplatz anzuhalten und die Scheiben - zur Not mit Schnee vom Boden - zu reinigen. Langsam kämpfte ich mich auf diese Weise Richtung München.

Durch die verschneiten Täler am Genfer See, an Chur und Zürich vorbei, passierte ich Stunden später zusehends mir bekannte Gefilde. Unglaublich, sogar die Bodenseelandschaft zeigte sich mir überzogen mit einem Zuckerguss mit Schnee bedeckt. In meiner Kindheit und Jugend waren die Tage mit Schneefall am Bodensee rar. Wenn jedoch das aussergewöhnliche Ereignis eintrat und der Schnee sogar liegen blieb, hiess es sich schnell in der weissen Pracht zu stürzen. Doch danach war mir im Moment überhaupt nicht zu Mute. Warum musste es ausgerechnet an dem Wochenende unseres geplanten Umzugs derart schneien?


Es waren noch knappe 3 Stunden bis nach München, das sollte zu schaffen sein. Es war 15:00 Uhr, ich sollte also gegen 18:00 in München sein können. Bregenz lag bald hinter mir, Memmingen, Landsberg und der Ammersee waren schnell erreicht. Um 18:30 Uhr kam ich dann, erschlagen in München an.

Donnerstag, 25. Januar 2007

Wenig Schlaf, viel zu tun

JK - Wir schrieben den 25. Januar 2007, 18:30 Uhr, als ich mit unserem Umzugswagen aus Barcelona in München angekommen war. Die Maler waren an diesem Donnerstag das letzte mal in der Wohnung gewesen und Tanja hat bei dem Versuch, den Maler zu bezahlen, Ihre Geheimnummer dreimal nicht mehr gwußt und was dann passiert wissen wir alle. Es war Donnerstag, wir wollten Samstag morgens nach Barcelona aufbrechen und der Automat hatte die EC-Karte gefressen. Blieb also nicht über, als am Freitag zur Bank zu gehen und sich die Karte wieder aushändigen zu lassen. Als hätten wir nicht schon genug zu tun.
Kommen wir nochmal zurück zu dem ursprünglichen Plan:
  1. 22.-25.01.2007: Der Maler streicht die Wohnung
  2. 24.-26.01.2007: Jörg fliegt nach Barcelona und holt den gebuchten Umzugswagen (eher ein "Wägelchen", wie sich noch herausstellen sollte!)
  3. 26.01.2007, 11:00 Uhr: Wohnungsabnahme
  4. 26.01.2007, 16:00 Uhr: Abgabe Auto bei Open Text
  5. 26.01.2007, ab 17:00 Uhr: Einräumen des Umzugswagens6. 27.01.2007, früh morgens: Tanja und Jörg brechen gemeinsam nach Barcelona auf!
1. und 2. waren soweit gemäß dem Zeitplan erfüllt. Nur... wenn man sich die Wohnung anschaute, so war die für MORGEN!!!, 11:00 Uhr anberaumte Wohnungsabnahme aussichtslos. Es war zwar alles gestrichen, aber bei weitem nicht alles eingepackt und für das Beladen des Wagens hergerichtet. Gut, machen wir eine Teilabnahme, so der neue Plan. Diese erfolgte dann auch wie geplant, allerdings eben nur teilweise. Samstag, da arbeiten wir nicht, so die Aussage von der Hausverwaltung. Früheste Abnahme erst wieder Montag (29.01.2007)! Kurz den Plan (s.o.) ins Gedächtnis gerufen bedeutete dies eine Verzögerung um 1,5 Tage. Nun gut, wir hatten ja ein wenig Puffer eingeplant. Ok, wäre es Ihnen gleich in der Früh um 8:00 Uhr möglich. Abgemacht! Wir hatten also zwei entspannte Tage für das restliche Einpacken und Beladen des Autos in Aussicht.

Tanja ging dann noch auf die Bank und holte ihre Karte wieder, ich bereitete derweil meinen Geschäftswagen für die anstehende Abnahme vor. Geputzt war er schon, mussten nur noch ein paar alte Reifen aus dem Keller entsorgt werden. Ein kurzer Anruf bei Ingrid, ich würde mich ein wenig verzögern und alles war geritzt. Kurz beim Pit-Stop vorbei und alles ist ok. Nur... Sch.... die Umzugskartons reichen nie im Leben! Es war 15:00 Uhr, wer hat da noch offen und vor allem, wer hat da noch Umzugskartons? Nach zahlreichen Anrufen bei Speditionen haben wir dann einen Familienbetrieb gefunden, der sich dazu bereits erklärt hat, uns noch 20 Kartons zu verkaufen. Um 16:00 Uhr sollte ich bei Open Text mein Auto abgeben. Locker zu schaffen, da waren ja nur noch die Kartons zu holen, auszuräumen, die Reifen einzuräumen, wegzubringen und dann noch zu Open Text zu fahren. Eine kleine Verzögerung hatte ich ja schon angekündigt, ob das reichen würde?

Schließlich hat mir der Mechaniker von Pit-Stop neben den Reifen auch gleich noch die alten Strandmatten, die ich zum Auslegen des Kofferraums benutzt hatte abgenommen, alles zusammen 20 Euro. Schließlich kam ich um 17:00 Uhr bei Open Text an. Großes Wiedersehen mit vielen, die mich seit Monaten nicht mehr gesehen hatten. Das Auto war schnell abgegeben und Hedi hatte sich bereit erklärt, mich mit nach Hause zu nehmen. Das Beladen des Umzugswagens stand an. Anstatt wie geplant um 17:00 Uhr mit der Beladung zu beginnen, wurde es dann doch gut 18:00 Uhr, immerhin nur eine Stunde Verspätung.

Dann brach das Gelächter aus...

1.400 km, +5 Grad Celsius... auf geht's!

JK - Ich mache mich nach der Schlüsselübergabe auf den "Heimweg" Richtung München. Ein Glück habe ich Schneeketten bei der Anmietung des Transporters bekommen, so dass ich auf das Allerschlimmste vorbereitet bin. In der Nähe der Küste ist es zwar kühl, aber Schnee oder ähnliches erstmal nicht in Sicht. Ich kämpfe mich mit mit Hilfe meines GPS durch Barcelona bis ich schließlich die erste Mautstation mit der Aufforderung zur Zahlung von € 1,26 erreiche. Eine verwunderlich krumme Summe, die sich - so habe ich später erfahren - noch aus Pesetenzeiten ableitet und einfach umgerechnet wurde.

Die Autobahn steigt langsam aber stetig Richtung Pyrenäen an. Das Thermometer fällt beständig und bald schon wurde eine Aussentemperatur von Null Grad Celsius angezeigt. Mich beschlich ein ungutes Gefühl. Ich war noch keine 150km von Barcelona weg.

Die nächste Mautstation war schon bedeutend größer. Und unübersichtlicher. Ich nehme die Einfahrt zur manuellen Bezahlung. Auf dem Dach tut es einen Schlag. Verdammt, da habe ich wohl das Schild zur Höhenkontrolle übersehen. Zurück ging nicht mehr, vorwärts musste wohl oder übel mit einigen Kratzern auf dem Dach bezahlt werden. Nach vorne also.

Ticket, wo war das Ticket. Warum geht die Schranke nicht auf? Ist das hier auch noch die Durchfahrt mit der automatischen Abbuchung der Maut? "Coge su ticket", sagt mir der eilens heran rennende Angestellte. Ja, dann sag mir wo, denke ich mir. Hinter mir hupt es in allen Tonlagen, gemischt mit einigen Fluch- und Schimpfwörtern, die damals noch nicht verstanden habe. Erstmal Motor abstellen und aussteigen, denke ich mir. Ich bin kaum draussen, da sehe ich auch schon das Ticket aus dem Automaten hängen. Da wo es hingehört und man es eigentlich auch erwarten würde. Die Schranke öffnet sich, ich fahre durch. Es wäre eigentlich ganz einfach gewesen.

Die haben sich wirklich was gedacht, denke ich mir als ich an einer Raststätte das Dach des Transporters - soweit möglich - inspiziere. Über die gesamte Länge des Daches sind zwei Plastikschienen angebracht. Für Amateurfahrer wie mich. Es war also nichts passiert und die Fahrt konnte nach einer Dose Cola und einem süßen Riegel weitergehen.

Es war nach Mitternacht als ich von dem Rasthof wieder auf die Autobahn einbiege. Es war noch kälter geworden, deutlich unter Null Grad, aber (noch) trocken, ein Glück.

Erstes Etappenziel

JK - Mit dem Transporter mache ich mich auf den Weg Richtung Innenstadt. Gemäß den Anweisungen meines GPS fuhr ich als erstes verkehrt herum in eine Einbahnstraße, welche auf eine Hauptverkehrsstraße mündete. Einige Huptiraden der Spanier später war ich dann schließlich auf dem rechten Weg Richtung Barcelona Centro.

Zu Beginn sind die Straßen noch breit und mehr oder weniger übersichtlich. Abgesehen von 5-spurigen Kreisverkehren und der ungewohnten Fahrweise der Spanier finde ich mich gut zurecht. Die Wohnung liegt irgendwo in dem Gassengewirr der Altstadt von Barcelona. Wiederholt möchte mich das GPS entgegengesetzt in Einbahnstraßen abbiegen lassen oder erkennt Abzweigungen, wo keine sind. Ich habe erhebliche Probleme, mich in dem Durcheinander aus Menschen, Rollern, Motorrädern und Autos zurechtzufinden. Irgendwann hatte das GPS gar keinen Empfang mehr. Ich war auf mich alleine gestellt, nur bewaffnet mit einem Ausdruck von Google-Maps.

Dagmar hatte ich zwischenzeitlich angerufen und sie versuchte mir nach bestem Wissen aus der verzwickten Situation zu helfen. "Via Laietana, das ist gut. Von hier geht es in die Straße ab, gegenüber der Kathedrale. Kannst Du die sehen?", fragte mich Dagmar. Ich seh garnix ausser Autos und Lichern, aber ich mußte schon nahe am Ziel sein, doch welche der vielen Seitenstraßen sollte ich nehmen? "Norden, Richtung Norden musst Du fahren, weg vom Wasser!". Ok, wo ist hier Norden, und vor allem, wo ist das Wasser? "Wo bist Du denn? Mach Dich mal kenntlich!". Es winkt wenige Meter vor mir am Straßenrand. Es war Dagmar. Jetzt weiß ich auch wo Norden ist.

Dagmar steigt zu mir ins Auto und nach einigen Metern auf der Hauptstraße geht es wieder ab in das Gassengewirr. Ich stelle den Transporter im absoluten Halteverbot direkt vor unserem neuen, vorübergehenden Heim ab.

“In welchem Stock wohnst Du denn?“ frage ich Dagmar als wir das winzige Treppenhaus betreten. „Im vierten, ist aber eigentlich ein fünfter Stock, wegen dem Entresuelo, dem Parterre.“ In dem schummrigen Licht versuche ich einen Aufzug auszumachen, doch da ist Dagmar schon eine Treppe weiter oben. „Das kann ja heiter werden“, denke ich mir. Kein Aufzug und das Treppenhaus ist ungefähr so breit, dass man mit einer Umzugskiste der Länge nach gerade mal so hochkommt. Um die Kurven wird es schon eng. Prost Mahlzeit, wenn wir da unsere ganzen Prio-1-Kisten hochtragen dürfen...




Oben angekommen betrete ich eine kleine, aber gemütliche 1,5-Zimmer-Wohnung. Die aufwendig gestrichenen Wände verleihen ihr ein einladendes und heimeliges Ambiente. Wir unterhalten uns eine Weile über Dies und Das, dass das Wetter in Barcelona so schlecht und vor allem kalt geworden sei, und, und, und... Schließlich mache ich mich um 20:30 Uhr auf den Weg Richtung München. Es ist zwischenzeitlich dunkel draussen Uhr und ich habe noch gute 1.400 km Autobahn vor mir. Das Wetter auf dem Weg nach München sei unverändert schlecht, so sagen sie mir alle...

Matthias, Roland und Dagmar

JK - Die Maler waren seit zwei Tagen an der Arbeit und kamen wie geplant voran. Wohn- und Esszimmer sowie Küche Flur und Bad waren frisch getrichen und erstrahlten in neuem, ungewohnten Glanz. Zu verdanken war der Fortschritt des Malerns Tanja und mir. Wir räumten des nächtens - nachdem die Maler das Haus wieder verlassen hatten - fließig die Kisten ein, hin und her, so dass die Maler die jeweiligen Zimmer streichen konnten. Zumindest dieser Teil des Umzugs schien pünktlich und wie geplant abgeschlossen werden zu können

Bei den anderen noch ausstehenden Dingen konnten wir leider nur wenig Erfolg verzeichnen. Insbesondere war da immer noch das Problem mit der Wohnung in Barcelona. Nach wie vor hatten wir keinen Erfolg dabei, eine Wohnung oder ähnliches über das Internet anzumieten. Als letzte Idee kam uns, Matthias - den zukünftigen Chef von Tanja - nach Kontakten oder Bekannten in Barcelona zu fragen, die uns vielleicht weiterhelfen konnten. Matthias nannte uns eine Website, über die auch er seinerzeit eine Wohnung zur Zwischenmiete gefunden hatte.

Während des Telefonats mit dem Betreiber der Website stellte sich heraus, dass Roland ein Deutscher ist, der Wohnungen als Ferienwohnungen zur Miete anbietet. "Ja, natürlich habe ich noch eine Wohnung frei. Wollt ihr mit oder ohne Internet-Anschluß, mit oder ohne eigene Waschmaschine, eher größer oder reicht auch was kleineres?", so seine unerwarteten Fragen. Wir konnnten quasi unsere Wunschwohnung wählen, und das zu einem annehmbaren Preis. Der Haken an der Sache war: leider nur für drei Wochen. "Das liegt daran, dass hier Ende Februar eine der größten Messen ist , da ist alles ausgebucht und für die eine Woche extrem teuer und schwer was zu finden.", erklärte uns Roland unsere Probleme. Jetzt wussten wir wenigstens, warum wir das Problem Wohnung noch nicht lösen konnten. Dies änderte allerdings nichts daran, dass es gelöst werden musste.

Am Dienstag, 23.01.2007, einen Tag vor meinem Abflug nach Barcelona meldet sich Dagmar bei uns. Wie sich herausstellt die Deutsche mit der Wohnung zur Zwischenmiete. "Tut mir Leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Ich war total im Stress und hab das komplett verpennt, sorry!". Stress, was ist das? "Wollt ihr die Wohnung noch mieten?". Wir haben ihr nicht gesagt, dass sie uns in diesem Moment wie ein von Gott gesandter Engel vorkam. "Na klar. Pass auf, Jörg wird morgen nach Barcelona fliegen und den Transporter für den Umzug holen. Da könnten wir dann auch gleich die Schlüsselübergabe machen, oder?". Alles wurde geregelt und wir hatten kurz vor Toresschluß doch noch eine Bleibe in Barcelona für die gewünschten vier bis sechs Wochen gefunden. Hurra!

Mittwoch, 24. Januar 2007

Warum Barcelona?

JK - "Warum wollt Ihr denn nach Barcelona auswandern?", diese Frage haben uns viele gestellt und uns meist darum beneidet. "Erstens wollen wir eine weitere Fremdsprache lernen, eine andere Kultur erkunden und ausserdem ist der Winter in Barcelona um einiges erträglicher als in Deutschland.", so unsere Antwort auf die Frage. Wie zum Trotz darauf begann es gegen Abend des Dienstag (23.01.20007) und die ganze Nacht auf Mittwoch, zu schneien. Vorher war Kischblüte und Biergarten im Januar angesagt, zu unserem Umzug hieß es Schnee schippen und Eis kratzen. Zum ersten und für lange Zeit auch letzten Mal in diesem Münchner Winter...

Am Morgen des Mittwochs ging in München nicht mehr viel. Schon am Abend zuvor hatte ich mich auf eine längere Anfahrt an den Flughafen eingerichtet und dachte, mit insgesamt fast drei Stunden hierfür ganz gut geplant zu haben.

Der Flug DE 942 der Condor sollte planmäßig um 12:00 Uhr von München Richtung Sonne, Sand, Strand und Meer starten. Das herrschende Schneechaos machte es mir jedoch nicht leicht, diesen wichtigen Schritt erfolgreich hinter mich zu bringen. Kurz nach 9:00 Uhr stand ich an der Bushaltestelle Richtung Bahnhof vor unserem Haus. Und es geschah nichts. Kein Bus, kein Taxi, einfach nichts. Nur langsam dahinrutschende Autos und vereinzelt ein paar mutige, unverwüstliche Fahrradfahrer. Die Minuten verrannen zusehens aber bis jetzt noch kein Grund, wirklich nervös zu werden. Unangenehm war das Gefühl jedoch schon, nicht zu wissen, wann und vor allem wie an den Flughafen zu kommen war.

"Irgend etwas muss geschehen, sonst verpasse ich meinen Flug", dachte ich mir. Ich erinnerte mich an die unverwüstlichen auf den Fahrrädern, die ich eben noch die Bushaltestelle habe passieren sehen. Kurz entschlossen schnappte ich mir mein Fahrrad, zog die Handschuhe und meine Mütze an und begann meinen Kampf gegen den Schnee in Richtung Bahnhof. So hatte ich mir die Reise Richtung Sonne, Sand, Strand und Meer nicht vorgestellt. Ich erreichte schließlich eine S-Bahn, welche mich noch rechtzeitig auf den Flughafen brachte. Mein Fahrrad steht bis zum heutigen Tag abgeschlossen und einsam am Bahnhof in München.

"Noch Gäste nach Barcelona?", hörte ich bei meiner Ankunft am Condorschalter die Dame bereits rufen. Logo, ich! Und viele andere, abgekämpfte und nasse Gestalten vor dem Schalter auch. Ich war der Vorletzte, der noch eingecheckt wurde, bevor der Flug geschlossen und wir auf unsere Odysee nach Barcelona geschickt wurden. "Gehen sie bitte unverzüglich an ihr Gate. Sie sind spät dran.", entließ mich die Dame am Schalter. Danke für die Info, aber das wußte ich schon. Draussen schneite es weiter. Der Flughafen glich eher einer Erlebnislandschaft im Winter, denn einem Flughafen.


Damit aber noch nicht genug. Dort wo auf den Bildschirmen und Anzeigen sonst immer Flugdaten flimmern, war an diesem Morgen nur gähnende Leere und Schwärze zu erkennen. Ein Computerausfall hatte zu allem Überfluss nicht nur den Flugverkehr draussen, sondern auch das Auffinden den richtigen Gates drinnen fast unmöglich gemacht. Am Gate angekommen stand ich mit meinen Liedensgenossen vor einem geschlossenen Schalter. Keine Menschenseele zu sehen. Ich war doch spät dran, dachte ich. Es hieß also warten, warten, warten... und es schneite weiter. Aber ich war hier, auf dem Flughafen, einen großen Schritt näher an unserer Zukunft in Barcelona.

Als irgend wann die Computer wieder ihren ihnen zugedachten Dienst verrichteten, wurden die Listen der für den heutigen Tag noch geplanten Flüge zusehens kürzer. Sollte ich dann doch umsonst hier her gekommen sein, würde ich noch nach Barcelona fliegen dürfen, muss ich hier vielleicht sogar übernachten? Fragen über Fragen, auf die langsam aber sicher Antworten zu finden sein würden. Der Flieger der Condor - meiner - war als einer der letzten vor der fast einstündigen Sperrung des Flughafens gelandet und stand mittlerweile vor dem Gate. Immerhin.


Um kurz vor eins durften wir einsteigen. Man schien noch mit unserem Start zu rechnen, fragte sich nur, wann? Drinnen begann zunächst das Warten, mit vielen, sich wiederholenden Fragen an die Stewardessen. Letzlich meldete sich der Pilot selbst zu Wort: "... Wir haben die Türen geschlossen und sind bereit, zu starten. Uns wurde ein Slot für 15:30 Uhr zugeteilt. Leider können sie im Moment das Flugzeug nicht verlassen, da ansonsten der Slot verfällt und der Start sich weiter verzögern würde. [...] Ich möchte sie noch um ein wenig Geduld bitten, sobald ich weitere Neuigkeiten für sie habe, melde ich mich wieder bei ihnen." Ende der Durchsage. Keiner verließ vor dem Hintergrund dieser Durchsage das Flugzeug und wir starteten um 16:00 Uhr vom winterlichen München nach Barcelona. Ich hatte es tatsächlich geschafft.

Nach guten zwei Stunden Flugzeit lag es dann schließlich vor mir, BARCELONA!!! Das erste Mal, dass ich diese Stadt sehe, das erste Mal, dass ich in dieser Stadt war. Die Uhr zeigte mittlerweile 18:15 Uhr an.


"Die Vermietstation ist in der Avinguda Onze de Septiembre.", sagte ich in meinem holperigen Spanisch dem Taxifahrer. "Welcher der beiden?", fragt er mich daraufhin. Jetzt war guter Rat wieder teuer. Mir blieb nichts anderes übrig als meine Reservierungsbestätigung zu zücken, dem Taxifahrer mein Handy in die Hand zu drücken und bei der Station anzurufen. Ich hoffe der weiß, dass ich hier zu deutschen Konditionen telefoniere, dachte ich mir. Das Problem lies sich leicht klären und ich konnte den Transporter inklusive Schneeketten (!!!) anmieten.

Mein GPS fand sich auf Anhieb in der neuen Umgebung zurecht und ich machte mich auf die Fahrt in die Innenstadt. Der Schlüssel von Dagmar musste ja noch geholt werden.

Dienstag, 23. Januar 2007

Der Maler kommt...

JK - Tja, das war's dann erstmal mit Vergnügen, jetzt ging es mit Volldampf an den Umzug und die Vorbereitung bzw. die Durchführung. Folgenden Plan hatten wir hierfür aufgestellt:

  1. 22.-25.01.2007: Der Maler streicht die Wohnung
  2. 24.-26.01.2007: Jörg fliegt nach Barcelona und holt den gebuchten Umzugswagen (eher ein "Wägelchen", wie sich noch herausstellen sollte!)
  3. 26.01.2007, 11:00 Uhr: Wohnungsabnahme
  4. 26.01.2007, 16:00 Uhr: Abgabe Auto bei Open Text
  5. 26.01.2007, ab 17:00 Uhr: Einräumen des Umzugswagens. 27.01.2007, früh morgens: Tanja und Jörg brechen gemeinsam nach Barcelona auf!

So der PLAN!

Nachdem bislang noch so gut wie nichts eingepackt war und wir uns erst vor kurzem vollständig von den Nachwehen der Party erholt hatten, musste jetzt alles sehr, sehr schnell gehen. Mit dem Maler war vereinbart, dass er die Zimmer nach und nach streicht, während wir die Kisten packen. Wir wollten mit Wohn- und Esszimmer anfangen, da sie aufgrund der vorangegangenen Party mehr oder weniger leer waren und später für die Umzugskisten den größten Stauraum boten. Wie vereinbart erschien der Maler am Montag, 22.01.2007 mit zwei Angestellten.

"Ok, wir können mit Wohn- und Esszimmer anfangen. Räumt doch auch gleich die Küche aus, dann können wir diesen Teil der Wohnung komplett fertig machen." Ich war mir nicht sicher ob er das wirklich ernst meinte, versicherte ihm aber, dass wir unser Bestes geben würden. Die Küche wies noch deutliche Spuren des Wochenendes auf, aber gut.

Der Malermeister weiter: "Dienstag machen wir dann mit Flur und Bad weiter. Das dritte Zimmer und das Schlafzimmer streichen wir am Mittwoch und Donnerstag." Aha!

Die Eile des Malers lag wohl daren, dass wir mit ihm einen festen Preis ausgehandelt hatten. Je früher er fertig wurde, desto schneller konnte er seine Mitarbeiter neu verplanen. Das Ansinnen des Malers bedeutete für uns Stress von morgens bis tief in die Nacht.


Die Maler begannen meist zwischen 8:30 und 9:00 Uhr mit ihrer Arbeit und verließen uns wieder gegen 16:00 Uhr. Die zu streichenden Zimmer mussten von uns also zwischen 16:00 Uhr des einen bis spätestens 9:00 Uhr des folgenden Tages soweit aus- bzw. umgeräumt sein, dass die Maler ihrer Arbeit nachgehen konnten. Folglich räumten wir unseren Hausstand nicht nur in die Umzugskartons ein, sondern auch mehrmals von einem in ein anderes Zimmer der Wohnung um. Ab Mittwoch war Tanja zu allem Übel mit der verbleibenden Arbeit alleine, da ich nach Barcelona fliegen musste, den Transporter holen.

Wenn wir ab und an Zeit fanden, uns über die weitere Planung bzw. das restliche zu bewältigende Chaos des Umzugs zu unterhalten, fielen uns immer neue Dinge ein, die wir noch zu erledigen hatten. Unter anderem, uns eine Wohnung in Barcelona zu besorgen! Die Mailbox gab wie immer nichts neues her. In Spanien scheint es nicht üblich zu sein, auf E-Mails zu antworten. Was tun???

Am Abend des Dienstag begann es, wie vorhergesagt, zu schneien...

Montag, 22. Januar 2007

Abschiedsparty

JK - Es sollte eine Party werden, die den Namen auch verdient. Immerhin waren wir nur noch wenige Tage in Deutschland und es sollte einige Zeit dauern, alle unserer Freunde, Bekannten und Arbeitskollegen wieder zu sehen. Die Einladung verschickten wir noch vor unserem Urlaub. Bis zu unserer Rückkehr am 17.01.2007 waren bereits 25 Zusagen eingegangen.

Wir räumten Wohn- und Eßzimmer aus und stapelten alles in das dritte und das Schlafzimmer. Der Raum für die Party war geschaffen, doch der Rest der Wohnung hatte unverkennbare Züge von Chaos angenommen.



Salate, Knabberglück, Getränke und alles was sonst noch ausstand waren schnell vorbereitet und besorgt. Fehlte nur noch ein Zettel für unsere Nachbarn im Hausgang aufzuhängen und die Vorbereitungen waren mehr oder weniger pünktlich abgeschlossen. Die Party konnte steigen. Was sie - nach anfänglichen "Startschwierigkeiten" - auch tat...

Wir befürchteten schon - entgegen unseres Wunsches - eine Sitz-, Steh- und Quassel-Party zum Abschluß unserer Zeit in München zu erleben. Ausser einigen angeregten Gesprächen und allgemeinem "Wer bist Du denn?" und "Woher kennst Du die beiden?" verlief die Party zunächst eher schleppend. Gegen 1:00 Uhr - als die Vodka-Bulls bei Mike ihren Dienst verrichtet und sich alle soweit kennengelernt hatten - entwickelte sich aus dem lockeren Zusammensein eine Party nach unserem Geschmack.



Meine Boxen, die ich Frank seiner Zeit für 50.- DM abgekauft hatte, mussten jetzt ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Mike legte wie immer in unvergleichlicher Manier alle altbekannten Hits auf. Von "Neue Deutsche Welle" bis hin zu Seeed der musikalischen Neuzeit, wir rockten zu allem. Die Zeit verging wie im Fluge und wir vergaßen völlig, dass vielleicht auch einer der eingeladenen Nachbarn an der ausgelassenen Stimmung teilhaben wollte. An schlafen war wohl im ganzen Haus nicht zu denken. Oder doch?

Am Morgen danach einigten wir uns darauf, dass es zwischen 5:00 und 6:00 Uhr gewesen sein musste, als die Party ihr rühmliches Ende fand. Der harte Kern der Partygesellschaft hatte sich um 11:00 Uhr (es war dann schließlich doch kurz vor 12:00) zum Frühstücken im "Faun" verabredet. Die einen versuchten, die Erlebnisse der vergangenen Nacht mit bisher erlebtem zu vergleichen, scheiterten daran jedoch genauso wie andere, sich mit gespieltem Genuß etwas Essbares zuzuführen. Im Laufe des Frühstücks erhellten sich zusehens die Gemüter und nach dem dritten Kaffee hielten auch bei den Angeschlagensten die Lebensgeister wieder Einzug. Gegen 15:00 Uhr löste sich die Gesellschaft langsam auf. Die Auswärtigen machten sich langsam auf in Richtung Heimat und wir zurück in unsere Wohnung.

Heute war nicht mehr an Umzug oder weiteres Packen zu denken. Wir kümmerten uns noch mehr recht als schlecht um das Chaos und gaben schließlich den Zwängen der Natur nach und legten uns schlafen, um für den nächsten Tag gestärkt wieder ans Werk gehen zu können.

Bleibt an dieser Stelle nur noch eines zu schreiben: VIELEN DANK an alle, die uns den Abschied aus München so schwer wie möglich gemacht haben. Gute Nacht...

Montag, 15. Januar 2007

Tauchen und Spanisch lernen


JK - Was macht man, wenn man sich dazu entschieden hat, in ein fremdes Land auszuwandern? Richtig, man macht einen Plan. Und was ist dabei besonders wichtig? Auch richtig, man überlegt sich, was man noch alles zu lernen und zu üben hat, um sich in der neuen Heimat zurecht zu finden und wohl zu fühlen.

Wir flogen wie geplant am 31.01.2006 mit Condor und folgendem Urlaubsplan im Gepäck nach Punta Cana:
  1. Je eine Woche Spanischkurs in Santo Domingo und in Sosúa
  2. Eine Woche Tauchkurs (den hat Tanja uns zu Weihnachten geschenkt) - parallel zum Spanischkurs - in Sosúa
  3. Vom 13. bis 16.01.2007 Strand und Sonne genießen, bevor der Plan "Barcelona" in die heisse Phase geht
  4. Rückflug am 16.01.2007

In München hatte ich einige Spanischkurse beim Instituto Cervantes besucht und dachte, damit schon ganz gut für die spanisch-sprechende Welt gerüstet zu sein. Punta Cana und der Rest der Dominikanischen Republik belehrten mich schnell eines besseren. Tanja musste - wie in den bisherigen Urlauben in spanischsprachigen Ländern auch schon - wieder an die Front.

Soweit so gut. Nach einer intensiven und anstrengenden Woche in der Hauptstadt Santo Domingo waren wir nicht böse, uns für die zweite Woche in eine eher ländliche Gegend nach Sosúa im Norden der Insel zu verabschieden. Es galt, den anstehenden Tauchkurs, die zugehörige Theorie und den Spanischkurs unter einen Hut zu bekommen. So hieß es morgens von 9:00 bis 13:30 Uhr Spanisch lernen, sich danach auf dem kurzen Weg zur Tauchschule noch schnell einen kleinen Imbiss zu gönnen um dann am Nachmittag Tauchen zu gehen und jeden Tag einige Kapitel der Theorie zu lernen. Nach einer Woche war der minder gute Spanischkurs zu Ende und wir dürfen uns jetzt OWD (Open Water Diver) nach PADI-Machart nennen.



Nun könnte man sich fragen, was man eine Woche ausser Tauchen und Spanisch lernen alles in Sosúa, einem eher abgelegenen Dorf alles unternehmen kann. Aufgrund der großen Anzahl von Touristen ist die nächtliche Infrastruktur allerdings bestens ausgebaut. Ein Restaurant nach dem anderen lockt mit unschlagbaren Angeboten, eine Bar schließt an die andere an. Doch wir hatten andere Sorgen.

So hatten wir uns z.B. noch um einen Transporter für den Umzug und einen Flug von München nach Barcelona zu kümmern. Eine Wohnung in Barcelona hatten wir bislang auch noch nicht. Aus diesem Grunde bestanden unsere Abende nach dem Spanisch- und Tauschkurs meist darin, in einem der Internetcafes zu sitzen, Wohnungen, Transporter oder Flüge zu suchen und anschliessend erschlagen ins Bett zu fallen.

Es war wie verhext. Wir hatten zwischenzeitlich sogar zwei Wohnungen online angemietet, dem einen deutschen Vermittler eine Anzahlung überwiesen und einem anderen, ebenfalls deutschen Anbieter, unsere Kreditkartendaten übermittelt, doch die Absage des einen kam prompt, wegen eines Systemfehlers sei die reservierte Wohnung doch schon vergeben, beim anderen hiess es aufgrund eines Fehlers auf der Webseite würde die besagte Wohnung statt 1.000,- satte 4.000,-€ für vier Wochen kosten. "Soll ich Ihnen die Wohnung trotzdem reservieren?" war die Frage des Vermieters. "Dann lieber doch nicht, danke!". Die bereits per Kreditkarte bezahlten 1.000.- € wurden uns zum Glück problemlos rückerstattet. Schließlich konnten wir einen Flug und den Transporter buchen, eine Wohnung hatten wir jedoch zum Zeitpunkt des Rückfluges noch immer nicht gefunden.

Irgendwie beschlich mich das Gefühl, als ob der Urlaub keine so gute Idee gewesen ist. Viele Dinge blieben unerledigt und mussten jetzt mit Hochdruck angegangen werden. Vielleicht hätten wir uns ein wenig Stress ersparen können, hätten wir auf den Urlaub verzichtet. Sei's drum, es war klasse, wir haben unser Spanisch ein wenig verbessert und Tauchen können wir jetzt auch. Die Erholung war allerdings schnell aufgebraucht...