Samstag, 10. Februar 2007

Stadtfest Santa Eulàlia

TR - Ganz schön voll hier, denke ich und schiebe mich durch die Menschenmassen auf dem Platz vor der Kathedrale. In der Luft liegt klassische Musik. Und nun sehe ich eine Bühne, auf der eine Ballettvorführung stattfindet. Wir erfahren, dass heute zu Ehren der Stadtpatronin, der Heiligen Eulalia, ein Fest gefeiert wird. Doch uns ist es hier etwas zu eng und die Show zu langweilig, daher laufen wir weiter zur Plaza Jaume, die aber ebenfalls voll gefüllt ist mit Leuten. Das hier ist allerdings wirklich sehenswert: hier zeigen die Castellers ihr Können und bauen menschliche Pyramiden, die wir schon in einem Barcelona Buch abgebildet gesehen haben. In Vierergrüppchen steigen sie aufeinander, die Pyramide wächst und wächst, bis zu sechs Stockwerke hoch. Zuoberst immer kleine Kinder, die an den Seiten hinaufkraxeln.


Diese Kletterer sind Gruppen der verschiedenen Stadtteile. Jede Gruppe eingehüllt in eine eigene Tracht in unterschiedlichen Farben. Einheitlich sind nur die breiten Gürtel aus Stoffbändern, die als Kletterhilfen benutzt werden. Erstaunlich, das ganze Spektakel scheinen sie nur für sich untereinander zu machen. Außer ein paar wenigen weiteren Zuschauern bestehen die meisten Zuschauer aus den Konkurrenzgruppen.

Wir schlendern hinunter zum alten Hafen, dem Port Vell, wo gigantisch große Segelboote auf ihren nächsten Einsatz vorbereitet werden. Auf der Mole ein riesiges Einkaufszentrum mit IMAX Kino, normalem Kino, Aquarium und vielen Restaurants. Wir fotografieren wie Segelboote nach einer Regatta in den Hafen einlaufen, die Spiegelungen des modernen Gebäudes, das Thermometer mit den untrügerischen 18° C und beobachten die BMX-Rad Artisten, die „mit dem Rad tanzen“.

Abends nach einer Stärkung an einem Strassencafe setzen wir zum zweiten Teil des Stadtfestes an: Auf der Avenida de la Catedral läuft eine Art Fastnachtsumzug. „Teufel“ der verschiedenen Stadtteile schwingen gigantische Wunderkerzen begleitet von wilden Trommlern. Pappmaschee-Drachen sprühen Feuer aus dem Schlund und den Nüstern hinein die Zuschauermenge. Kleine Kinder rennen und verstecken sich unter dem Feuerregen. Die Teufel tragen Schutzbrillen. Immer mehr und mehr Gruppen kommen die schmale Gasse hinunter, der Platz füllt sich und Trommelwirbel liegen in der Luft. Gleichzeitig entzündete Feuerregen hüllen den Platz in Licht und Rauch.

Wir wollen weiter zur Plaza Jaume durch die enge Gasse Bisbe, doch ein paar Minuten sind wir zu spät dran, denn nun ziehen sich die Drachen und Draculas genau durch dieses Gässchen wieder zurück. Wir versuchen zwischen zwei Gruppen durchzukommen, doch Zuschauer versperren den Durchgang. Die Drachen fühlen sich provoziert und sprühen ihr Feuer hinein in die zurückdrängende Menge. Hockend lässt Jörg den Feuerregen über sich ergießen.

Endlich auf dem Platz hat der Spuk sein Ende. Hier geht´s deutlich gemütlicher zu. Hier tanzt die ältere Generation den katalanischen Nationaltanz Sardana, begleitet von einem Live-Orchester. Sozusagen Rueda de Casino auf Katalanisch. Händchen haltend im Kreis bewegt man sich im Wiegeschritt, ab und zu ein paar Hüpfer zwischenrein. Mittanzen darf und kann jeder, die Jacken und Taschen lässt man auf dem Stapel im Zentrum der Kreise und reiht sich einfach ein. Der Takt ist schnell gefunden und ist ein Kreis zu groß, so bildet man einen weiteren innerhalb. Von einer Dame werden wir angesprochen, ich grübele und ehe ich überhaupt kapiere, dass ich ihre Worte gar nicht verstehen kann, antwortete Jörg schon, dass wir kein Katalán verstünden….Das ist genau das Problem, dass ich hier habe. Wenn jemand Katalán spricht, erkenne ich es nicht als solches, sondern versuche vergeblich das „Spanisch“ zu verstehen…

Nachdem sich das Orchester verabschiedet hat, sammeln sich die Verbleibenden zu einer Demo zu den Anschlägen 11-M. Die Sprecherin hat eine klare Aussprache, so dass ich ihr zumindest grob folgen und so zumindest nachvollziehen kann, dass es sich um die Anschläge in Madrid vor 3 Jahren handelt und dass sie für Gerechtigkeit kämpfen und die wahren Täter wissen wollen.

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