Montag, 23. März 2009

Mexikanisch-kolumbianische Hochzeit

JK - Freitag der 13. - Manch einer verbindet damit die abergläubische Vorstellung, an dieser Datums-Tages-Kombination geschähen gehäuft merkwürdige, ja negative Dinge. Nicht so für Carlos und Zulma, ein befreundetes Pärchen, die sich diesen Termin ganz bewußt für ihr Ja-Wort ausgewählt haben. Wir erleben unsere erste Hochzeit nach spanischem Recht und den hier üblichen "Zeremonien". Um es gleich vorne wegzunehmen, es war eine ungewöhnliche Hochzeit. Das "Recht" mag ja spanisch gewesen sein, alles andere war eine nicht zuordenbare, virtuose Mischung aus Individualität und Spontanität. Bis auf den Friseurtermin der Braut und den offiziellen Termin beim Standesamt war so ziemlich nichts geplant und wurde dem Zufall überlassen. Man kann es auch nicht als Motto-Hochzeit bezeichnen, dafür waren die Motti der anwesenden Gäste aus zehn verschiedenen Nationen doch zu unterschiedlich. Der Bräutigam in einer eigenwilligen Kombination aus Lumberjack-Stiefeln und einem Cord-Samt-Sacko (immerhin war alles in schwarzen Tönen gehalten), andere Gäste hingegen im Mammut-Windstopper oder sogar im Anzug mit Krawatte gereichten nicht so recht zu einem einheitlichen Motto. Auch die Braut war nicht unmittelbar als solche zu erkennen, eher als ein gut gekleideter, unbeteiligter Gast der Hochzeit.

Nach einer 1,5-stündigen Frisier- und Schminksitzung bei einem Coiffeur ging es zu Fuß zum Standesamt. Traditionsgemäß waren Tanja und ich als ambitionierte Hobbyfotografen für die bildliche Dokumentation der Hochzeit "engagiert" und somit von Anfang an (zumindest ich) dabei. Die erste Eigenheit einer spanischen Hochzeit zeigte sich dann im Rahmen der "Zeremonie" vor dem Standesbeamten. Nicht nur, dass der musikuntermalte Einzug des Paares plötzlich und unvermittelt erfolgte, nein, auch die eigentliche Trauung dauerte nicht länger als 5 Minuten. Nach einer kurzen Abhandlung des Standesbeamten über die Geschichte von Grácia und seiner Immigranten stellte für uns die Erwähnung, dass während der Trauung alles erlaubt sei (lachen, weinen, fotografieren, filmen, etc.) eine gewisse Herausforderung beim Fabrizieren der Fotos dar. Ein Gutteil der Anwesenden nahm nämlich die Aufforderung für bare Münze und stürmte zum Schreibtisch, um der feierlichen Unterschrift aus nächster Nähe beizuwohnen.

Im Anschluß ging es zum pica-pica in eine Bar um die Ecke des Standesamtes. Die gereichten Tapas waren erwartungsgemäß überschaubar, aber in dieser Weise auch angekündigt. Untermalt von einer aus zwei Personen bestehenden Band, lernte man die Anwesenden näher kennen, um dann nach einer guten Stunde bereits die ersten wieder zu verabschieden. Der Rest der Meute zog weiter in eine andere Bar, die spontan zwischen den restlichen Gästen und dem Brautpaar als adäquat auserkoren wurde. Dort angekommen wurde das Brautpaar vermisst, welches sich kurzerhand nach Hause verabschiedet hatte und nach einiger Zeit in Freizeit-Garderobe wieder in der Bar erschien. Ab diesem Zeitpunkt war der Unterschied zwischen Brautpaar und Gästen vollständig verwischt und der Abend entwickelte sich zu einem gemütlichen Sit-in ohne besondere Vorkommnisse. Im Verlauf der Zeit machte sich das spärliche pica-pica bemerkbar und wir wechselten zu einem Kebap, um unsere knurrenden Mägen zu befüllen. Um 2.00 Uhr des Nächtens verabschiedeten wir uns von dem verbliebenen Häufchen Gäste.

Alles in allem war die Hochzeit eine Erfahrung der anderen Art. Geprägt von Unerwartetem und fehlender Feierlichkeit haben eine Kolumbianerin und ein Mexikaner sich das Ja-Wort gegeben. Und wäre man nicht zu Beginn des Abends auf dem Standesamt gewesen, man hätte es vermutlich nicht bemerkt. Aber immerhin, wir haben ein paar nette Leute kennen gelernt und einen kurzweiligen und abwechslungsreichen Abend verlebt.

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